Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 1,3, Universität Münster, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach Ernst Troeltsch vollzog sich in Deutschland ein Prozess im Zeitraum von fünfzig Jahren, bis es zu einer offenen Debatte über die Problematik historisch-kritischer Hermeneutik kam. Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts kamen zunächst Persönlichkeiten wie Ferdinand Hahn, Martin Hengel und Peter Stuhlmacher kritisch zu Wort. Im Laufe der Debatte stellten sich vor allem folgende Anfragen an die Exegese: Oft erachtete man die dis-tanzierte Herangehensweise an Bibeltexte als „atomistisch und zersetzend“ . Gerade im pasto-ralen Kontext führte dies zu Unsicherheiten im Umgang mit biblischer Literatur. Das Ziel, dem Leser durch die biblische Lektüre die Reich-Gottes-Botschaft zu vermitteln, schien das Gegenteil zu erreichen, da man mit der sehr wissenschaftlich und akademischen kritisch-historischen Methode wenig in einer christlichen Gemeinschaft erreichen konnte. Der lebens-praktische Wert schien irrelevant zu werden. In heutiger Situation ist dennoch eine Art Apologie der historisch-kritischen Methode zu be-obachten, die sich auf folgende Argumente stützt: Sie bietet Raum für eine pluralistische Ar-gumentation biblischer Texte, kontrolliert durch historische Belege und vermeidet eine zu individualistische Auslegung durch Abwägung von Argumenten und Gegenargumenten. Auch diese Hausarbeit bedient sich historisch-kritischer Methoden zur Erschließung einer lukanischen Parabel, die jedermann bekannt sein sollte: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dabei wird eingrenzend der zweite Teil des Gleichnisses untersucht. Hier gilt es, nach einer ausführlichen Darstellung des textkritischen Apparates die Verfassung einer eigenen Überset-zung zu versuchen, sowie unter synchronen und diachronen Untersuchungen die Eigenarten des Textes herauszuarbeiten. Beim ersten Lesen von Lk 15,25-32 stellen sich bereits mehrere Fragen: Unterstellt der ältere Sohn seinem Bruder, dass dieser sein Erbe mit Dirnen durchgebracht hat oder woher wusste er dies (Vers 30)? Er ist zornig, obwohl er nichts von der Bekehrungsabsicht des Jüngeren weiß. Weiter ist unklar, warum der Vater zum Älteren seiner Söhne sagt: „Alles meinige ist dein.“, doch dieser ihn um ein Böcklein bitten muss, bevor er es bekommt. Drittens ist unschlüssig, woher der Vater weiß, dass sein älterer Sohn draußen steht, obwohl man nichts davon erfährt, dass der Sklave ihm Bescheid gesagt hat. Diese Ansätze führen womöglich schon zu diachroner Untersuchung und sollen im Laufe der Arbeit geklärt werden.