Wang Xiaobo erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich mit Witz und Ironie gegen die absurde Logik einer Diktatur wehrt, und seine Freiheit in der Sexualität sucht. Als der 21-jährige Wang Er während der Kulturrevolution aufs Land verschickt wird, findet er sich den Schikanen seiner Vorgesetzten und den Anfeindungen der Dorfbewohner ausgesetzt, die ihn schließlich beschuldigen, eine Affäre mit der fünf Jahre älteren Ärztin Chen Qinyang zu haben. Der gewiefte Student erkennt, dass jegliches Abstreiten sinnlos wäre und den beiden nichts anderes übrigbleibt, als die Gerüchte wahr werden zu lassen. So beginnen sie eine lustvolle Affäre, für die sie sich mit ausführlichen »Geständnissen« vor den lokalen Autoritäten rechtfertigen müssen. Jahre später beugt sich Wang Er als Universitätsdozent nur widerwillig den Forderungen nach Anpassung und Uniformität im kommunistischen Räderwerk. Mit vierzig Jahren begibt er sich desillusioniert und geschieden auf eine eigene Suche nach der verlorenen Zeit, erzählt vom absurden Schicksal seines trotzkistischen Chefs, von seinem Mentor, der wusste, dass er die Kulturrevolution nicht überleben wird und von seiner Freundin, die mit ihm über die Banalität der eigenen Existenz sinniert.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Fokke Joel ist beeindruckt davon, wie Wang Xiaobo in seinem ursprünglich 1992 erschienenen Roman von den Folgen der chinesischen Kulturrevolution erzählt. Im Zentrum der Handlung steht Wang Er, lesen wir, der zunächst als Student in der Provinz lebt und sexuelles Interesse an der Ärztin Shen Qingyang hat, die ihn jedoch abweist. Später spielt der in der ersten Person erzählte Roman in Peking, unter anderem wird der mysteriöse Tod eines Professors thematisiert, insgesamt verbirgt sich die Grausamkeit oft hinter auf den ersten Blick lustigen Episoden, so Joel. Die absurde Dimension der Kulturrevolution bringt dieser satirische Roman, der, in der zentralen Figur des jugendlichen Rebellen, durchaus mit westlichen Literaturtraditionen kompatibel ist, gut auf den Punkt, findet der überzeugte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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