Klimaproteste, Gelbwesten, PEGIDA, Occupy, Hongkong, Arabellion – die Anlässe sind vielfältig, die Inhalte unterschiedlich, und doch ist all diesen Protestbewegungen eines gemein: ihre formale Ähnlichkeit. Protest wird dann wahrscheinlich, wenn Interessen, Geltungsansprüche und Kritik an sich selbst erleben, dass sie sich in den eingefahrenen Routinen einer trägen Gesellschaft nicht durchsetzen können. Einerseits wird Protest damit zum Demokratiegenerator, versucht andererseits aber jener Vetospieler zu sein, den moderne Gesellschaftsstrukturen nicht zulassen. Die Grenzen, an die der Protest hierdurch stößt, initiieren eine merkwürdige Steigerungslogik und münden in einer strukturell tragischen Konstellation: In den Mühlsteinen der Gesellschaft, die es schafft, alle Opposition zu integrieren, verpufft der Protest. Dieses Buch erklärt, wie aus Kritik Protest wird, wie er eingebettet ist in die Kommunikationslogik unserer Zeit, wie sich seine Eigendynamik entfaltet und worin genau die Tragik des Protests besteht – ein Vademecum für all diejenigen, die gegenwärtige Protestformen ganz unterschiedlicher Couleur verstehen wollen. Keine Protestschrift, sondern eine Schrift über den Protest – über einen Sichtbarkeitsgenerator, der gesellschaftlichen Konflikten einen Ausdruck verleiht.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Gerald Wagner liest, wie Armin Nassehi die "aktuelle Präsenz" von Protest zu einer Gesellschaftstheorie ausarbeitet. Wenn der Autor dabei mit Luhmann sehr abstrakt wird, um etwa Gemeinsamkeiten zwischen Pegida und Fridays for Future zu entdecken, wird die Lektüre dem Rezensenten trotz treffender Formulierungen zeitweilig recht lang. Zu viel Referat, zu wenig soziologisches Selbstbewusstsein, findet Wagner. Und Nassehis Begriff der "Zivilisationsschwäche" scheint ihm allzu unspezifisch. Warum nicht nach der "funktionalen Differenzierung der Gesellschaft selbst" gefragt werden, so der leicht unzufriedene der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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