Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Germanistik), Veranstaltung: NDL I.1 – Schuld ohne Sühne – Kafkas Proceß, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Hausarbeit widmet sich der Untersuchung der Darstellung des Handmotivs und dessen Verknüpfung mit der Figurendarstellung im Prozess von Franz Kafka. Innerhalb des Werks taucht das Handmotiv durchschnittlich einmal pro Seite auf, wobei das Auftauchen von Kapitel zu Kapitel schwankt. Die Gestik im Allgemeinen und das Motiv der Hände im Speziellen wurden bereits in den Werken „Der Verschollene“, „Die Verwandlung“, „Das Schloss“, „Der Heizer“ und in Kafkas Tagebüchern untersucht. Dem Motiv der Hände scheint in der Literaturwissenschaft demnach eine große Bedeutung für das Gesamtwerk des Autors Franz Kafka beigemessen zu werden. Aus der Recherche zum Handmotiv ging hervor, dass in der Kafkaforschung zwei Deutungsansätze dominierend scheinen, die einander diametral gegenüberstehen. Auf der einen Seite werden von Literaturwissenschaftlern die Möglichkeit der Physiognomik angenommen, und anhand von Geste und Gebärde einer Figur bei Kafka wird versucht, eine Verknüpfung mit ihrer Figurendarstellung abzuleiten. Jenen gilt der allgemeine Symbolwert des Handmotivs als eindeutig entschlüsselbar durch die Miteinbeziehung des Autors Franz Kafka und seiner biografiegeprägten Konnotation der Hände als „mimetisch-gestische Gestaltungseinheit“. Auf der anderen Seite stehen Literaturwissenschaftler, die derartige Interpretationen für Kafkas Werke per se ablehnen und die Hand als etwas „Autonomes“ begreifen. Demnach seien die Körperbewegungen „essentiell mehrdeutig“ und die Hand eine „rein rhetorische Figur, die den Körper nur sprachbildlich repräsentieren“ könne. Im Rahmen dieser Arbeit wird darauf verzichtet, das Motiv der Hände im Prozess losgelöst von den Figuren zu untersuchen. Die Arbeit beinhaltet somit Deutungstendenzen beider Interpretationsansätze, wobei die Biografie des Autors und damit verbundene psychoanalytische Symboldeutungen von Händen außer Acht gelassen werden. Trotzdem wird von der Grundannahme der Physiognomik ausgegangen, indem das Handmotiv nicht losgelöst von den Figuren, sondern in enger Verknüpfung ihrer Figurendarstellung beschrieben wird. Das Handmotiv gehört zum Wortfeld „Körperteile“, und bei Betrachtung der Struktur des Wortfeldes könnten auch andere Worte innerhalb der hierarchischen Struktur, wie Gliedmaßen, Arm und die Spezifizierung der Hand und all ihrer Finger, betrachtet werden. Aus Platzgründen wird sich diese Arbeit jedoch darauf beschränken, nur auf die Hand und Finger aus diesem Wortfeld einzugehen.