Produktdetails
- Verlag: Birkhäuser Basel
- Seitenzahl: 263
- Erscheinungstermin: 11. November 2013
- Deutsch
- ISBN-13: 9783034861120
- Artikelnr.: 53160950
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.1997Große Zukunft für das Handwerk
Ein Pionier für das nachhaltige Wirtschaften
Christine Ax: Das Handwerk der Zukunft. Leitbilder für nachhaltiges Wirtschaften. S. Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 1997, 261 Seiten, 39,90 DM.
Werner Sombart hat recht behalten: Entgegen allen Unkenrufen hat das Handwerk nicht nur der Industrie getrotzt, es beherrscht auch die lokale und die individuelle Arbeit sowie Service, Wartung und Reparaturen. Das Renommee des größten deutschen Arbeitgebers allerdings ist bescheiden. Wer an Wirtschaft denkt, hat Mercedes-Benz oder Siemens vor Augen, nicht aber den Bäcker, Schuster oder Klempner von nebenan.
Auf der Suche nach Leitbildern für nachhaltiges Wirtschaften im Sinne vernünftigen Umgangs mit Rohstoffen, Energie und Umwelt fällt jetzt neuer Glanz auf alte Tradition: Seit der "Agenda 21", der Konferenz von Rio 1992, gilt das Handwerk als sozioökonomischer Königsweg aus der Krise der Industriegesellschaft. "Regionalentwicklung statt Globalisierung", "Maßanfertigung statt Massenproduktion", "Wochenmarkt statt Welthandel", "Reparatur statt Entsorgung" heißen die Schlagworte für postindustrielles Wirtschaften. Die ersten Sporen als ökonomischer Pionier hat sich das vermeintliche Fossil schon verdient: "Das Handwerk ist bereits heute ein Stück gelebte Nachhaltigkeit, und seine Bedeutung kann in einer zukunftsfähigen Wirtschaft weiter zunehmen", lobt Christine Ax in ihrer soeben erschienenen Studie "Das Handwerk der Zukunft". Bücher über die Notwendigkeit neuer Bescheidenheit angesichts der Grenzen des Wachstums haben Konjunktur. Dieses kommt von einer ausgewiesenen Praktikerin, die ihre Zukunftsoptionen für das Handwerk beim Versuch der Regionalentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns getestet hat. Ax setzt auch unter weniger desolatem Vorzeichen auf das Handwerk als wirtschaftlichen Selbstläufer: "Im Schatten der Globalisierung erweist sich das Handwerk heute als einer der Gewinner des sich abzeichnenden ökologischen Strukturwandels."
Tatsächlich scheinen die kleinen, marktnahen, handwerklichen Betriebseinheiten flexibler auf den Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie zu reagieren als große Industriebetriebe. Konkrete Chancen sieht Ax vor allem bei Nahrungsmitteln, Bekleidung, Textilien und Leder, im Bau und Holzgewerbe sowie in der Energietechnik. Sie verhehlt nicht, daß ökologische Handwerksarbeit teurer kommt: "Man muß sich diese Alternative leisten können. Auch als Kunde."
Viel hält Ax auch vom "Reparieren statt Wegschmeißen". Tatsächlich hat die künstliche Obsoleszenz von Industrieprodukten die Welt schon seit langem zum Paradies für Handwerker gemacht. Autos und Elektrogeräte sind eine nimmermüde Verdienstquelle für firmeneigene Servicezentren und selbständige Handwerker. Hier fragt sich der Verbraucher allerdings zu Recht, warum immer nur sein Geldbeutel die ökologische Wahrheit akzeptieren soll. Denn Reparieren hilft der Umwelt und dem regionalen Arbeitsmarkt. ULLA FÖLSING
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Pionier für das nachhaltige Wirtschaften
Christine Ax: Das Handwerk der Zukunft. Leitbilder für nachhaltiges Wirtschaften. S. Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 1997, 261 Seiten, 39,90 DM.
Werner Sombart hat recht behalten: Entgegen allen Unkenrufen hat das Handwerk nicht nur der Industrie getrotzt, es beherrscht auch die lokale und die individuelle Arbeit sowie Service, Wartung und Reparaturen. Das Renommee des größten deutschen Arbeitgebers allerdings ist bescheiden. Wer an Wirtschaft denkt, hat Mercedes-Benz oder Siemens vor Augen, nicht aber den Bäcker, Schuster oder Klempner von nebenan.
Auf der Suche nach Leitbildern für nachhaltiges Wirtschaften im Sinne vernünftigen Umgangs mit Rohstoffen, Energie und Umwelt fällt jetzt neuer Glanz auf alte Tradition: Seit der "Agenda 21", der Konferenz von Rio 1992, gilt das Handwerk als sozioökonomischer Königsweg aus der Krise der Industriegesellschaft. "Regionalentwicklung statt Globalisierung", "Maßanfertigung statt Massenproduktion", "Wochenmarkt statt Welthandel", "Reparatur statt Entsorgung" heißen die Schlagworte für postindustrielles Wirtschaften. Die ersten Sporen als ökonomischer Pionier hat sich das vermeintliche Fossil schon verdient: "Das Handwerk ist bereits heute ein Stück gelebte Nachhaltigkeit, und seine Bedeutung kann in einer zukunftsfähigen Wirtschaft weiter zunehmen", lobt Christine Ax in ihrer soeben erschienenen Studie "Das Handwerk der Zukunft". Bücher über die Notwendigkeit neuer Bescheidenheit angesichts der Grenzen des Wachstums haben Konjunktur. Dieses kommt von einer ausgewiesenen Praktikerin, die ihre Zukunftsoptionen für das Handwerk beim Versuch der Regionalentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns getestet hat. Ax setzt auch unter weniger desolatem Vorzeichen auf das Handwerk als wirtschaftlichen Selbstläufer: "Im Schatten der Globalisierung erweist sich das Handwerk heute als einer der Gewinner des sich abzeichnenden ökologischen Strukturwandels."
Tatsächlich scheinen die kleinen, marktnahen, handwerklichen Betriebseinheiten flexibler auf den Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie zu reagieren als große Industriebetriebe. Konkrete Chancen sieht Ax vor allem bei Nahrungsmitteln, Bekleidung, Textilien und Leder, im Bau und Holzgewerbe sowie in der Energietechnik. Sie verhehlt nicht, daß ökologische Handwerksarbeit teurer kommt: "Man muß sich diese Alternative leisten können. Auch als Kunde."
Viel hält Ax auch vom "Reparieren statt Wegschmeißen". Tatsächlich hat die künstliche Obsoleszenz von Industrieprodukten die Welt schon seit langem zum Paradies für Handwerker gemacht. Autos und Elektrogeräte sind eine nimmermüde Verdienstquelle für firmeneigene Servicezentren und selbständige Handwerker. Hier fragt sich der Verbraucher allerdings zu Recht, warum immer nur sein Geldbeutel die ökologische Wahrheit akzeptieren soll. Denn Reparieren hilft der Umwelt und dem regionalen Arbeitsmarkt. ULLA FÖLSING
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