Ich habe bereits „Das Dorf der toten Seelen“ der Autorin gelesen gehabt und jener Roman hatte mir aufgrund des düsteren Settings, der Lost-Place-Atmosphäre, der Verwobenheit mit der Vergangenheit ziemlich gut gefallen, auch wenn die Auflösung bzw. der Schluss mir nicht wirklich authentisch schien.
Dass nun ein weiteres Buch Stens erschien, habe ich erfreut zur Kenntnis genommen, aber nachdem ich…mehrIch habe bereits „Das Dorf der toten Seelen“ der Autorin gelesen gehabt und jener Roman hatte mir aufgrund des düsteren Settings, der Lost-Place-Atmosphäre, der Verwobenheit mit der Vergangenheit ziemlich gut gefallen, auch wenn die Auflösung bzw. der Schluss mir nicht wirklich authentisch schien. Dass nun ein weiteres Buch Stens erschien, habe ich erfreut zur Kenntnis genommen, aber nachdem ich „Das Haus der stummen Toten“ gelesen habe, hat sich in mir doch der Eindruck verstärkt, dass letztliche Auflösungen einfach nicht das Ding dieser Autorin sind, denn während sich „Das Dorf der toten Seelen“ deutlich in Richtung Mystery/Paranormalität/Okkultismus bewegte, verblieb „Das Haus der stummen Seelen“ zwar im rationalen Bereich, aber letztlich habe ich von diesem Roman einen nur leicht anderen Gesamteindruck als vom Dorf-Debüt.
Auch hier kommt wieder eine gewisse Lost-Place-Atmosphäre auf, da die Protagonistin Eleanor zusammen mit ihrem Freund Sebastian nach Solhöga, einem abgelegenen Gutshof, fährt, wo sie mit ihrer Tante ebenso wie einem Notar zusammentrifft: Während ihre Tante Veronika Solhöga aus ihrer frühsten Kindheit kennt, war dessen Existenz Eleanor bis zum Tode der Großmutter, bei der sie aufgewachsen war, vollkommen unbekannt. Jene hatte sie unmittelbar nach ihrem Mord bzw. schwerverletzt, aber noch lebend, aufgefunden und auch den flüchtenden Täter gesehen, ihn aber aufgrund ihrer Gesichtsblindheit nicht identifizieren können. Auf Solhöga soll die Erbmasse archiviert werden, aber nicht nur ist vom eigentlichen Gutsverwalter weit und breit nichts zu sehen, sondern außerdem ist Eleanor bald sicher, dass eine weitere Person dort umherschleicht. Als sie ein altes Tagebuch von einer früheren Hausangestellten ihrer Großeltern findet, eröffnet sich ihr Stück für Stück ein komplett neuer Blick auf ihre Familiengeschichte – hier hat man als Leser*in den Vorteil, dass „Das Haus der stummen Toten“ parallel von zwei Zeitsträngen erzählt und während Eleanor nur fragmentarisch von Annuschka, der erwähnten Hausangestellten, liest, da das vergilbte Tagebuch auf Polnisch verfasst ist und Eleanor hier mit einer nur halbwegs zufriedenstellenden Übersetzungsapp arbeiten muss, bekommt das Lesepublikum die kompletten Tagebucheinträge Annuschkas geliefert.
Ich fand es wirklich spannend, was Annuschka von damals über die bei ihren Arbeitgebern vorherrschenden Verhältnisse erzählte: da entsponn sich ein richtig schönes Familiendrama. Aber es wäre wohl wirklich besser dabei geblieben, denn auch wenn alles Andere zuletzt zusammengepuzzelt wurde: diese ganze Geschichte rund um diesen gegenwärtigen Kurzaufenthalt auf Solhöga ergab rein gar keinen Sinn. Es gab einen krassen Showdown, bei dem ich in Hinblick auf eine Figur nur dachte: „Wieso zum Geier bist du nu überhaupt hier? Wieso bist du nicht einfach früher schonmal dahin und hast beim Verwalter nachgefragt? Du hast doch von Solhöga gewusst?!“
Schade fand ich zudem, dass zuvor Eleanors Verwandtschaft großväterlicherseits ganz klar angeschnitten wurde, aber auch im Epilog absolut keine Rede davon war, wie sich das nun ausgegangen hatte.
Neben der Familienhistorie fand ich allerdings gelungen, wie Camilla Sten hier mit dezent gestreuten falschen Fährten arbeitete: Ich habe nie daran gezweifelt, dass Eleanor wirklich einen „echten“ Schatten gesehen hatte und dort noch jemand abseits des kleinen Grüppchens herumstromerte, zumal Eleanor doch sehr aufmerksam beobachtete und in Folge ihrer Gesichtsblindheit jedes besondere optische Merkmal von Personen genau hervorhob, sofern es ihr helfen konnte, Leute zu erkennen. Entsprechend aufmerksam gelesen habe ich mir bestimmte Beschreibungen gemerkt und hatte dann nach ca. 60% des Romans auch eine vage Ahnung, wer (warum auch immer) ganz bestimmt der echte Bösewicht hier sein müsste – und während ich noch überlegte, wie der nun mit der Familie in Zusammenhang stünde und was seine Beweggründe sein könnten, ging die Erzählung mehr und mehr in eine vö