Vier Waisen mit Eltern
Ich hatte die Einzelbände Misty, Star, Jade und Cat in ihrem Erscheinungsjahr 1999 bereits auf Englisch gelesen. Schon damals wirkten die Erzählungen der Jugendlichen von ihren Problemen mit ihren Eltern aus der Zeit gefallen – eher wie Geschichten aus den 1960ern (mal
abgesehen vom Computer, der in Jades Geschichte eine Rolle spielt). In der heutigen Zeit wirken sie noch…mehrVier Waisen mit Eltern
Ich hatte die Einzelbände Misty, Star, Jade und Cat in ihrem Erscheinungsjahr 1999 bereits auf Englisch gelesen. Schon damals wirkten die Erzählungen der Jugendlichen von ihren Problemen mit ihren Eltern aus der Zeit gefallen – eher wie Geschichten aus den 1960ern (mal abgesehen vom Computer, der in Jades Geschichte eine Rolle spielt). In der heutigen Zeit wirken sie noch deplatzierter. Die Sitzungen im Haus der Psychiaterin Dr. Marlowe bieten den Rahmen für die vier Schicksale, die die Mädchen zu Waisen mit Eltern gemacht hat. Scheidung, Missbrauch, Desinteresse, Reichtum, Armut – jede der jungen Frauen hat auf ihre Art so große Probleme, dass sie mit psychologischer Hilfe aufgearbeitet werden müssen.
Der deutsche Titel „Das Haus im Nebel“ ist willkürlich gewählt. Es geht weder um ein Haus noch kommt in einer der Geschichten Nebel vor. Warum also? Dieses Geheimnis wird im Nebel bleiben. Zudem ist die deutsche Übersetzung häufig sehr holprig. Bei der Beschreibung von Cat(hy) als „das Mädchen“ wird munter zwischen es (korrekt) und sie (inkorrekt) gesprungen. Das Alter des Buches zeigt sich u.a. im Musikgeschmack der Mädchen. So schwärmt Misty beispielsweise für Barry Manilow. Jade macht sich Sorgen, dass es „Monate, vielleicht Jahre dauern [könnte], bis ein cleverer Detektiv in [ihrem] Computer nach Hinweisen suchte.“ Das dürfte heute einer der ersten Anhaltspunkte sein. Abgesehen davon ist hier ein Detective von der amerikanischen Polizei gemeint und nicht ein Detektiv im deutschen Sinne.
Die Erzählungen der Mädchen sind zwar unterschiedlich, gleichen sich aber dennoch. Gefühlt liest man die gleiche Geschichte immer wieder. Alle Charaktere sind stark überzeichnet, so dass man sich kaum mit ihnen identifizieren kann. Hinzu kommt, dass die Erzählung von einem Ghostwriter nach dem Tod von V.C. Andrews im Auftrag ihrer Familie mit Hilfe von Notizen der Autorin geschrieben wurde. Wer die Originalgeschichten von V.C. Andrews kennt, empfindet dieses Buch eher als faden Aufguss. Allein in Cats Geschichte erkennt man die Handschrift der Autorin wieder. Alles in allem ist „Das Haus im Nebel“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das einen Einblick in die Sorgen und Nöte von vier Mädchen gibt. Dafür gibt es gerade noch gute 3 von 5 Sternen mit der Empfehlung, lieber gleich die Originalgeschichten der Autorin zu lesen.