Noch bevor der Mensch sich seine Erlösungsbedürftigkeit eingesteht, stößt er auf ein profundes Ungenügen mit sich selbst. Er ist eben das Wesen der Transzendenz und kann seine Erfüllung nicht darin finden, sich immer mehr anzueignen oder ein vollkommenes Humanum zu realisieren. Er braucht vielmehr die Vereinigung mit Gott, dem ganz Anderen, die in Jesus Christus in höchster Weise geschehen ist, um sich von ihm her auf alle Menschen auszudehnen. "Gnade" bedeutet, dass Gott und Mensch wirklich zusammenfinden, ohne die Freiheit und das Eigensein des Menschen zu mindern. Sie ist - den griechischen Vätertheologen folgend - primär das Geschenk der Vergöttlichung.