Anne Bonny war Piratin. Anfang des 18. Jahrhunderts galt sie als "Königin der Karibik", und das, obwohl sie fast ausschließlich in Männerkleidung segelte. "Das Herz von Libertalia" ist weniger eine "echte" Piratengeschichte an sich, als viel mehr eine Darstellung des Lebens von Anne Bonny. Des
bekannten Lebens von Anne Bonny zumindest, sollte ich wohl sagen, denn wie man, wenn man das Nachwort der…mehrAnne Bonny war Piratin. Anfang des 18. Jahrhunderts galt sie als "Königin der Karibik", und das, obwohl sie fast ausschließlich in Männerkleidung segelte. "Das Herz von Libertalia" ist weniger eine "echte" Piratengeschichte an sich, als viel mehr eine Darstellung des Lebens von Anne Bonny. Des bekannten Lebens von Anne Bonny zumindest, sollte ich wohl sagen, denn wie man, wenn man das Nachwort der Autorin liest (und sich - wie ich - vielleicht auch noch bei Wikipedia schlau macht), erfährt, verliert sich die Spur Anne Bonny´s irgendwann im Nichts. Es ist nicht bekannt, was aus ihr geworden ist, und das machte das Buch für mich noch einmal extra spannend.
Anna Kuschnarowa hat nun mittels der bekannten Daten und eigener Fantasie eine Geschichte geschaffen, wie sie so stattgefunden haben kann, vielleicht aber auch nicht. Ich muss gestehen, ich fand es ein wenig schade, dass anhand des Nachwortes der Autorin nicht klar ersichtlich wird, welche der Dinge im Buch tatsächlich auf bekannte Fakten über Anne Bonny zurückgehen und welche nur erfunden und ausgedacht sind. Allerdings hätte das wohl das Nachwort gesprengt... Auch einige schriftstellerische Freiheit nimmt sie sich, was mich aber überhaupt nicht gestört hat. So wird beispielsweise in verschiedenen Quellen angegeben, dass der Pirat Calico Jack Rackham, der in Annes Leben eine bedeutende Rolle spielte, die typisch allseits bekannte Piratenflagge "Jolly Roger" erfunden habe. Im Buch dagegen war es Anne.
"Das Herz von Libertalia" hat mir gut gefallen. Es liest sich trotz der an die damalige Zeit angepasste Sprache leicht und schnell weg. Die Kapitel sind schön kurz gehalten, sodass man, auch wenn mal nur wenig Lesezeit vorhanden ist, trotzdem immer ein paar Seiten drin schmökern kann. Der Wiedereinstieg in die Geschichte fiel mir dann auch nie schwer. Was mir gefallen hat, war der realistische Touch der ganzen Geschichte. Viele Themen der damaligen Zeit kommen zur Sprache und werden von Frau Kuschnarowa ungeschönt und direkt angesprochen. Ob es sich um den Zwang zur Heirat handelt, die Rechtelosigkeit der Frauen, die Unverfrorenheit, mit der Piraten sich einfach nahmen, was ihnen gefiel, ohne Rücksicht auf menschliche Verluste - und die Endgültigkeit, mit der sie im Umkehrschluss letztlich am Galgen endeten. "Das Herz von Libertalia" bedient viele verschiedene Themen, und langweilig wurde es mir beim Lesen eigentlich nie.
Das Leben, das die Autorin dieser Roman-Anne Bonny angedichtet hat, fand ich glaubwürdig und lesenswert; und wer weiß, vielleicht erging es der echten Anne letztlich genau so, wie Anna Kuschnarowa ihr es hier auf den Leib geschrieben hat. Zu wünschen wäre es ihr gewesen.