Das "Hungerleiderhaus" und sein Besitzer Simon Hungerleider, ein erfolgreicher jüdischer Geflügelhändler, stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte, die im Osten der k.u.k. Monarchie ihren Anfang nahm, in Wien ihre Blütezeit erlebte und im Exil und den NS-Todeslagern ihr tragisches Ende fand. Das "Hungerleiderhaus" war ab März 1938 Schauplatz der Judenverfolgung mit allen Facetten des Nazi-Terrors. Sein Besitzer Simon Hungerleider hatte bis dahin ein bewegtes Leben geführt: Er arbeitete als Zigarrenverkäufer in einem Bordell in Amerika, war viermal verheiratet, dreimal geschieden und hatte einen unehelichen Sohn, er erlebte Verhaftungen und Freisprüche. Aber 1938 war Simons Welt eine andere: Er spielte mit den NS-Behörden Katz und Maus, trieb den Abwickler seiner Firma zur Verzweiflung, schloss einen notariellen Erbvertrag mit seiner "arischen" Frau, schenkte ihr das Hungerleiderhaus und inszenierte eine Schein-Scheidung. Nicht abwenden konnte er die Ermordung seines achtjährigen Enkels Herbert in Maly Trostinec. Simon Hungerleider starb Ende 1942 in Theresienstadt.
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