Der Titel von Dan Diners Buch „Das Jahrhundert verstehen“ formuliert schon einen großen Anspruch an sein Werk und so versucht er, auf 320 Seiten die Geschichte des 20. Jahrhundert zusammenzufassen und ihre Zusammenhänge aufzuzeigen. Der Untertitel „1917 – 1989“ ist dabei eher irreführend. Auch wenn
sich seine Ausführungen auf den Zeitraum zwischen Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn einer…mehrDer Titel von Dan Diners Buch „Das Jahrhundert verstehen“ formuliert schon einen großen Anspruch an sein Werk und so versucht er, auf 320 Seiten die Geschichte des 20. Jahrhundert zusammenzufassen und ihre Zusammenhänge aufzuzeigen. Der Untertitel „1917 – 1989“ ist dabei eher irreführend. Auch wenn sich seine Ausführungen auf den Zeitraum zwischen Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn einer europäischen Einigung in den 50er Jahren konzentriert, sind viele Zusammenhänge viel umfassender, so dass auch oft Bezüge zur Zeit vor oder während des ersten Weltkriegs eine Rolle spielen. Das Ende des Kalten Krieges und der Zusammenbruch der Sowjetunion spielen hingegen gar keine Rolle mehr in der Darstellung, so dass sie eigentlich in den 60er Jahren endet.
Diner versucht in seinem Buch, keine klassische Geschichtsschreibung in rein chronologischer Reihenfolge zu erstellen, sondern legt den Schwerpunkt auf die Beziehungen und Folgen von einzelnen Handlungen, was das Buch gut lesbar und nachvollziehbar macht. Die dadurch zeitweise stattfindenden Zeitsprünge lassen sich beim Lesen recht schnell erschließen und sind kein Hindernis. Als Leser, der sein Wissen aus dem klassischen Geschichtsunterricht der Schule bezogen hat, erkennt man plötzlich neue Zusammenhänge durch die Einnahme einer anderen Perspektive. Diner stellt an vielen Punkten die Perspektive Russlands und der in seinem Umkreis liegender Staaten ebenso wie die griechische oder türkische Situation in den Blickpunkt, was einen neuen Eindruck der Abläufe und Zusammenhänge ermöglicht.
Dan Diners „Das Jahrhundert verstehen“ ist ein spannendes und erhellendes Buch für alle Geschichtsinteressierten Leser. Man muss sich jedoch erst einmal auf den Stil einlassen, den ich teilweise etwas gestelzt und künstlich abgehoben fand. An einigen Stellen hätten sich die Zusammenhänge meiner Meinung nach auch einfacher erklären lassen. Nachdem ich mich etwas eingelesen hatte, haben mir die Darstellung Dan Diners und sein Blick auf die Geschichte aber sehr gut gefallen.