Das jüngste Gericht ist die wahrscheinlich beste und spannendste Erzählung von Ludwig Tieck. Auszug: Ich hatte schon manches Jahr in der Welt gelebt, und niemals war es mir im Traum eingefallen, daß man dergleichen Dinge träumen könnte, wie ich sogleich beschreiben werde. Ich hatte mich immer mit dem gewöhnlichen angenehmen Schlafe beruhigt und geglaubt, es sei schon genug, die Augen zuzumachen und auszuruhen, als ich in einigen Büchern las, wie es die Autoren bedauerten, daß sie die Zeit der Nacht als wahre unnütze Faullenzer hinbrächten, ohne im Schlaf ihre Pflichten und Berufsgeschäfte forttreiben zu können, zu denen doch gleichsam nur wenig Wachen gehöre; aber es sei pur unmöglich. Durch diese Winke ging mir über mein eignes unnützes Schlafen ein Licht auf, und ich beschloß, den Fehler, den ich bisher gemacht hatte, zu verbessern und durchaus meinen wachenden und schlafenden Zustand in einander zu ziehen, und zu einem einzigen zusammenhängenden Lebenslaufe zu verarbeiten, was bei mir auch weit eher, als bei Andern möglich ist, weil mein Wachen schon ein Träumen und Phantasieren ist, so daß ich fast nichts zu tun hatte, als meine Imagination noch etwas mehr überhand nehmen zu lassen, und die Sache war geschehn. Welche Aussichten, sagte ich zu mir selbst, bieten sich auf diesem Wege dar! Du brauchst keine Minute deines Lebens unnütz und ohne Beschäftigung verschwinden zu lassen, du wirst der Erste sein, der sogar seinen Schlaf nützlich und fleißig anwendet.
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