Das Schwarzwald-Märchen schlechthin
„Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen.“ So beginnt dieses Märchen. Und der schwäbische Autor lobt wenig später die heutigen Landsleute: „Am schönsten kleiden sich die Bewohner des badenschen
Schwarzwaldes.“
Mit den Bewohnern beschäftigt sich Hauff auch mit ihren Berufen: den Glasmachern;…mehrDas Schwarzwald-Märchen schlechthin
„Wer durch Schwaben reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen.“ So beginnt dieses Märchen. Und der schwäbische Autor lobt wenig später die heutigen Landsleute: „Am schönsten kleiden sich die Bewohner des badenschen Schwarzwaldes.“
Mit den Bewohnern beschäftigt sich Hauff auch mit ihren Berufen: den Glasmachern; den Uhrmachern und den Flößern auf der andern Seite des Waldes, deren Freude es ist, auf ihrem Holz die Ströme hinabzufahren, ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandeln.
So sind auch die Waldgeister von diesen Berufen inspiriert. Das Glasmännlein steht für ein gutes Geistchen, der Holländer-Michel aber ist stark und böse. Der Hauptdarsteller heißt Peter Munk, lebt bei seiner armen Mutter und ist Kohlenbrenner. Wenn er gut gesäubert in die Dorfkneipe kommt, dann heißt es: „Ach, es ist nur der Kohlenmunk-Peter.“ Er träumt davon, im Wirtshaus so berühmt zu sein wie der dicke Ezechiel, der lange Schurke oder der Tanzbodenkönig.
Da besinnt er sich des Glasmännleins, das auf dem Tannenbühl lebt, aber dort nur erscheint, wenn man ein Sprüchlein aufsagen kann, doch unser Peter erinnert sich nicht mehr an den letzten Vers. Aus Furcht vor dem falschen Zauber in dieser einsamen Gegend flüchtet er anstatt zu den Glasmachern zu den Flößern und lernt die Geschichte des Holländer-Michel kennen. Er war so stark, dass er besonders lange und schwere Stämme flößen konnte und er verkaufte sie nicht in Köln, sondern in Holland, wo er einen viel besseren Preis erzielte.
Und so sollen sich die drei Wirtshaushelden mit dem Holländer-Michel eingelassen haben, aber nicht glücklich geworden sein. Der Kohlenmunk-Peter nimmt dies zum Anlass das Glasmännchen aufzusuchen und bekommt den Rat: „reime, dummer Kohlenmunk-Peter, reime!“
Dies führt zunächst nur dazu, dass er von wandernden singenden Studenten verprügelt wir, aber – wir erfahren nicht wie – hat er dann doch den rettenden Einfall:
„Schatzhauser im grünen Tannenwald,
Bist schon viel hundert Jahre alt,
Dein ist all Land, wo Tannen stehn,
Läßt dich nur Sonntagskindern sehn.“
Dieser Herr Schatzhauser hat erst gute Ratschläge wie: „Hochmut kommt oft vor dem Fall“, als Antwort auf Peters Wort: „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“ Aber dann hat Peter drei Wünsche frei. Als erstes wünscht er sich, „daß ich noch besser tanzen könne als der Tanzbodenkönig; und jedesmal noch einmal so viel Geld ins Wirtshaus bringe als er.“ Das Männlein ist entsetzt über diesen Wunsch. Auch sein zweiter Wunsch „die schönste und reichste Glashütte im ganzen Schwarzwald mit allem Zubehör und Geld, sie zu leiten“ findet keinen Gefallen. Er hätte sich „gesunden Menschenverstand und Einsicht“ wünschen sollen.
Und nun kommt der moralische Teil, den wir alle kennen. Trotz einer Warnung wird unser Peter im Wirtshaus beliebt und verliert das Interesse an der Arbeit. Als schließlich auch seine Saufkameraden
pleite sind, ist guter Rat teuer. Er hatte sich schließlich gewünscht, so viel Geld zu haben wie die Kameraden. Auch seine Glashütte verfällt.
Im zweiten Teil vertraut sich Peter dem Holländer-Michel an. Er verkauft sein Herz, um zum alten Reichtum zurückzukommen. Ja, er findet sogar „die Schönste und Tugendsamste im ganzen Wald.“ Es ist eines armen Holzhauers Tochter und nimmt sie zur Frau. Doch aus Wut über ihre Hilfe für die Armen erschlägt er sie eines Tages und auch sein armes Mütterchen kann vom Reichtum ihres Sohnes nicht profitieren.
Im Traum wird Peterchen bekehrt, geht zum Glasmännchen zurück und wünscht sich sein altes Herz zurück. Das kann der Zauberer aber nicht leisten, weil es ein Handel mit dem Holländer-Michel war, aber er gibt den Rat, dass der Michel sein Herz zurückzaubern soll und so geschieht es auch. Das Märchen endet mit Peters Lebensweisheit: „ „Es ist doch besser, zufrieden zu sein mit wenigem, als Gold und Güter haben und ein kaltes Herz.“
Wegen des doch zu steifen moralischen Zeigefingers muss ich bei diesem sonst gelungenen Regionalmärchen eine Stern abziehen. Also 4 Sterne