Todo kann sich an nichts erinnern, alles, was war, ist gelöscht. Doch als es eines Tages an seiner Tür klopft, kann er nicht verhindern, dass sich seine Vergangenheit Stück für Stück wieder zusammensetzt: Da ist sein verspielter Freund Tom, Ada, mit den weichen, wachen Augen, Nora, die ihre Freiheit liebt, Kinderbücher schreibt und Todo nach Frankreich einlädt. Das leichte Leben über dem Pariser Dächermeer, im Sommerlicht, an Tischtennisplatten, in Betten, auf Balkonen. Und Manon, von allen die hellste und die dunkelste, Manon, die über Samjatin promoviert, die über Stalin, Big Data, die Kehrseite des Fortschritts und die Bedrohung der Freiheit spricht. Bis zu dem Tag, an dem Todo erst sie, und dann seine Erinnerung verliert. Mit seltener Sprachvirtuosität schreibt Thomas Martini über Sinnsucher und Träumer, über das Gefühl der Unausweichlichkeit und die Ahnung von Liebe. Er erzählt von einer Welt, in der alles wahnhaft nach Wohlstand, Wachstum und Fortschritt strebt, eine Moderne, die an Selbstoptimierung und die Macht der Maschine glaubt, und doch unaufhaltsam auf einen dunklen Kulminationspunkt zusteuert. Das Kind mit dem Spiegel ist eine Verortung des Individuums in dieser fremdgesteuerten Welt, eine Novelle über Liebe und Tod, flüchtiges Glück, große Ideale - ein modernes Märchen voller Poesie.