Junger Afghane in Frankfurt
Gegendemo der Antifa… es kracht wie üblich, wenn die Antifa aufmarschiert. Und meistens sind Rechtsextreme oder das 'Establishment' das Ziel. Einer sagt, das Recht ist so, dass die auch demonstrieren dürfen. Gleichzeitig fliegt ein Molli in ein Asylantenheim
(Rechtsextreme, heißt es, hätten den Molli geworfen). Antifa – Anhänger kümmern sich um Wahid, dessen jüngerer…mehrJunger Afghane in Frankfurt
Gegendemo der Antifa… es kracht wie üblich, wenn die Antifa aufmarschiert. Und meistens sind Rechtsextreme oder das 'Establishment' das Ziel. Einer sagt, das Recht ist so, dass die auch demonstrieren dürfen. Gleichzeitig fliegt ein Molli in ein Asylantenheim (Rechtsextreme, heißt es, hätten den Molli geworfen). Antifa – Anhänger kümmern sich um Wahid, dessen jüngerer Bruder nach dem Brandanschlag starb. Wahids Onkel, der schon seit längerem in Deutschland lebt und eine Autowerkstatt hat, verschafft dem jungen Afghanen innerhalb von Minuten einen Job (in der Imbissbude eines anderen Afghanen). Sandy ist Privatermittlerin (mangels eines anderen Berufes) und soll Wahid suchen, der aus seinem Heim abgehauen ist und nicht mehr zum Deutschunterricht kommt. Freya, die Freundin von Sandy, bekommt eine Drohmail ‚Du Anwaltsfotze‘, unterschrieben mit NSU 2.0. Da wird also noch einiges passieren (ohne zu spoilern).
Katja Kleiber schrieb bereits einige Bücher und sie lebt in Frankfurt. Das heißt, sie kennt den Ort. Wenn sie Antifa – Leute reden lässt, dann reden die von ‚Bullen‘; der Afghane redet von den ‚Ungläubigen‘ und verbessert sich dann ‚Christen‘. Auch Aziz, der Onkel in der Autowerkstatt, redet von Ungläubigen und Besatzern (die in Afghanistan sind). Autorin Katja Kleiber schreibt ein Buch zum Zeitgeist: Da ist die Sprache von Flüchtlingen, die in einem Heim leben; da wird demonstriert und auf die Polizei geschimpft. Jeder lebt so in seinem Umfeld und schafft es nicht über die Nasenspitze zu schauen.
Leicht lesbarer Stil, außer dass ich immer wieder über die Begriffe ‚Bullen‘ oder ‚selber schuld, wenn man so einen Beruf wählt‘ (Steinewerfer) stolpere. Sehr provokant geschrieben ... ‚Die Bullen geben sich doch keine Mühen, wenn ein Ausländer verschwunden ist‘… immer wieder wird man mit Vorurteilen konfrontiert. Dabei ist doch die Detektivin in einen ‚Polizistenfreund‘ vernarrt. Wahid hat den Rauchmelder ausgeschaltet (Raucher)! Im Schlaf bemerkt man den tödlichen Rauch nicht. Ich möchte nicht wissen, wie viele das tun. S.70… der schwärzeste Mensch, der mir je begegnet ist – ein Somali (Somali sind nicht die Schwärzesten, sie sind eher arabisch heller, es gibt die Blauschwarzen - die Niloten, die sind richtig dunkelschwarz, z.B. Luo, Tuareg, Dinka, Nuer). ‚Da ist so eine Schlampe, die dich sucht!‘ (Der Kurde aus dem Heim zu Wahid). ‚In Afghanistan war es normal, dass jemand einem anderen Menschen das Leben nahm….
Der Roman ist gut beschrieben und man kann ihn flüssig lesen. Das Umschlagsbild ist rot auffällig, ein Mainhattan Wolkenkratzer (passt in die Reihe der bereits geschriebenen Krimis von Katja Kleiber). Der Titel ist ungenau: Das Kind mit der Knarre – Wahid ist irgendwie um die 18 (genau weiß er es selber nicht, sein Bruder war 15)… schon lange kein Kind mehr, nicht mal Jugendlicher, er sieht sich als Erwachsener. Aber der Titel ‚Das Kind mit Knarre‘ passt gut zu den andern Krimis von Katja Kleiber: ‚Der Prof mit dem Sarg‘, ‚Der Anwalt ohne Hose‘, ‚Der Banker mit dem Stöckelschuh‘.