Wir machten Urlaub mit unserer sechsjährigen Enkelin, als uns die Nachricht ereilte, dass der Vater meiner Frau, mein Schwiegervater, gestorben war. Meine Frau fuhr sofort zu ihrer Mutter und ich blieb mit der Enkelin in unserem Ferienort. Das Kind war pflegeleicht und so verbrachten wir drei ruhige entspannte Tage. Wir saßen am Strand, die Enkelin baute Sandburgen und ich passte auf, dass nichts unvorhergesehenes geschah. Nun hob sie ihr Gesicht und es war zu sehen, dass sie über etwas angestrengt nachdachte. "Opa, wirst du auch sterben?" fragte sie ernst. "Natürlich!", antwortete ich so unbefangen wie möglich. "Alle Menschen sterben, die Tiere auch, die Pflanzen auch, alles!" "Werde ich auch sterben?", fragte sie weiter. "Ja schon!", musste ich ihr wahrheitsgemäß sagen, "aber du bist ja noch klein, du hast noch viel, viel Zeit!". "Wo wirst du sein, wenn du gestorben bist?". "Das weiß ich noch nicht, da muss ich erst gestorben sein, um es zu wissen!". "Werde ich dich dann noch sehen?", fragte sie ernst. "Ja natürlich, wenn du die Augen schließt und dir wünscht mich zu sehen, wirst du mich sehen!". "Und wenn ich dich nicht sehen will?" "Dann muss du nur die Augen wieder aufmachen!". Das kleine Mädchen fand es eigenartig, dass man seinen Großvater verschwinden und auftauchen lassen konnte wie man wollte, wenn er gestorben war und zog sich wieder in seine tiefe ernste Kinderwelt zurück. Viele Jahre später schrieb ich dieses Buch.
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