Ende des Jahres 1884 findet in Berlin die Kongo-Konferenz statt, die letzten noch nicht aufgeteilten Gebiete in Afrika sollen unter den Kolonialmächten verteilt werden und auch Deutschland möchte ein Stück vom Kuchen. Als ein belgischer Diplomat angeschossen wird, beginnen geheime Ermittlungen, denn
die Reichsregierung befürchtet diplomatische Verwicklungen. Der gerade nach Berlin versetzte…mehrEnde des Jahres 1884 findet in Berlin die Kongo-Konferenz statt, die letzten noch nicht aufgeteilten Gebiete in Afrika sollen unter den Kolonialmächten verteilt werden und auch Deutschland möchte ein Stück vom Kuchen. Als ein belgischer Diplomat angeschossen wird, beginnen geheime Ermittlungen, denn die Reichsregierung befürchtet diplomatische Verwicklungen. Der gerade nach Berlin versetzte Kommissar Albert Kummerow wird mit dem Fall betraut. Ihm zur Seite stellt man Rittmeister Joachim von Tarlenheim. Ihre Ermittlungen nehmen schon bald turbulente Züge an und führen das ungleiche Ermittlerduo an ungewöhnliche Orte.
Ernst-Günther Richters erster historischer Krimi hat mich mit verschiedenen Aspekten beeindruckt! Da ist zunächst der historische Hintergrund, hier zeichnet der Autor ein lebendiges und detailreiches Bild einer vergangenen Epoche und eines Ereignisses, dessen Folgen auch heute noch einschneidende Konsequenzen haben . Berlin Ende des 19. Jahrhunderts wird mit viel Lokalkolorit und Liebe zum Detail geschildert und besonders der Zoologische Garten ersteht quasi vor den Augen des Lesers. Überhaupt sind es die kleinen Details, wie das erste aufregende Telefonat mit einem städtischen Fernsprechapparat oder Szenen bei Hagenbecks Völkerschau, die zum stimmigen Gesamtbild beitragen und eine tolle Atmosphäre schaffen.
Zum anderen sind da die sehr interessanten Figuren, allen voran natürlich Kommissar Kumerow und Rittmeister von Tarlenheim, die ein sehr gelungenes Ermittlerduo bilden, das recht bald von einer bizarren Geschichte in die nächste stolpert und neben der spannenden Ermittlungsarbeit auch reichlich Anlaß zu Heiterkeit gibt. Kumerow agiert ehr leise, aber recht einfallsreich und wirkt auch sehr einfühlsam und menschlich. Im Gegensatz zu Tarlenheim bleibt er aber doch etwas blass. Der Rittmeister ist eher impulsiv, abenteuerlustig und ab und an auch etwas leichtfertig, aber nicht weniger findig und sympathisch als sein polizeilicher Mitstreiter. Bei den Nebencharakteren sind es natürlich die Vielzahl an historisch verbürgten Personen, wie der Maler Adolph von Menzel, Zoodirektor Bodinus und natürlich Kronprinz Friedrich Wilhelm und Reichskanzler Otto von Bismarck, die geschickt in der Handlung platziert sind und diese perfekt abrunden. Gerade letzterer zieht geradezu gewieft hinter den Kulissen die Fäden, während sich Kumerow und von Tarlenheim durch diplomatische Verwicklungen und Intrigen kämpfen müssen und so fügt sich dann auch der Krimifall gekonnt in die historischen Ereignisse und das Setting ein. Von Anfang an ist der Fall spannend und auch wenn bereits nach kurzer Zeit eine Lösung parat zu sein scheint, so geben weder Kumerow noch von Tarlenheim auf und scheren sich nicht um diplomatische Konsequenzen, was für beide leider nicht ohne Nachwirkungen bleibt. Trotzdem bleibt zu hoffen, daß das nicht der letzte Fall für das ebenso findige wie sympathische Ermittlergespann bleibt
Abgerundet wird das Buch mit einem detaillierten Stadtplan, auf dem man die Ermittlungen des ungleichen Duos nachverfolgen kann und einem Nachwort vom Autor in dem es noch wissenswertes zur Kolonialgeschichte gibt, das einem noch nachträglich eine Gänsehaut beschert, angesichts der Rücksichtslosigkeit der Kolonialmächte.
FaziT: ein dichter, facettenreicher historischer Hintergrund verbindet sich mit einem tollen Setting, interessanten Figuren und einem kniffligen Fall zu einem ebenso spannenden wie amüsanten und unterhaltsamen Krimi. Hier wäre eine Fortsetzung mehr als wünschenswert.