»Das Kreuz im Venn« ist einer der erfolgreichsten Romane Clara Viebigs. Eindrucksvoll weiß sie die Weite des Hohen Venns im Wechsel der Jahreszeiten zu beschreiben - und als Kontrast dazu die Kleinstadt im engen Flußtal. Diese Landschafts- und Naturbeschreibungen bilden den Rahmen und die Bu¿hne der eigentlichen Handlung. Auf ihr läßt Clara Viebig Figuren aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten auftreten. In der Stadt (leicht als Monschau zu erkennen) lebt der reiche Fabrikbesitzer samt Familie und trifft sich mit seinen bu¿rgerlichen Freunden im Gasthof »Zum weißen Schwan«, der von der attraktiven und offenherzigen Witwe Helene geleitet wird. Auch die in ihrem Standesdu¿nkel befangenen Offiziere vom nahen Truppenu¿bungsplatz zieht es dorthin. In Heckenbroich, dem nahegelegenen Eifeldorf auf der Höhe, sind die Bauern mit ihrer Arbeit noch voll eingebunden in den Ablauf der Jahreszeiten, und strenge religiöse Vorstellungen bestimmen wie seit altersher das Leben in den Familien. Jenseits der Dorfwiesen, hoch oben im Moor, liegt das Lager mit 40 Strafgefangenen, die dort das Land urbar machen sollen. Unter dem strengen Regiment des Aufsehers fu¿hren sie ein hartes, karges Arbeitsleben, in jeder Hinsicht am Rande der Gesellschaft. Clara Viebig hat im »Kreuz im Venn« ein eindrucksvolles Bild der gesellschaftlichen Situation jener Zeit geschaffen. Ihre erzählerische Kraft zieht auch den Leser am Ende des 20. Jahrhunderts in seinen Bann. Mit dieser Ausgabe liegt der Roman endlich wieder in ungeku¿rzter und unveränderter Form vor.
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