"Der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen", behauptet Martin Luther, von der Arbeit sterbe kein Mensch. Papst Johannes Paul II. nennt die Arbeit eine "fundamentale Dimension der Existenz des Menschen auf Erden", der Wert jeder Arbeit gründe in der Würde der Person, die sie leistet. Aber gilt das auch für die Erwerbsarbeit unter finanzkapitalistischen Bedingungen, für prekäre Arbeitsverhältnisse mit einem Lohn an der Armutsgrenze, für Arbeitslose, die danach sortiert werden, ob sie beschäftigungsfähig und wirtschaftlich verwertbar sind? Und nicht nur auf ihnen lastet das Kreuz der Arbeit, auch auf Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, auf Frauen, die auf Abruf bereit stehen, auf Betriebsräten, die sich gegen die Insolvenz des Unternehmens stemmen, auf Managern, die von Termin zu Termin jagen. Wer trägt ihr Kreuz mit? Wer nimmt es ihnen ab? In den politischen Predigten werden biblische Texte ausgelegt und in der Konfrontation mit zeitgemäßen Fragestellungen erschlossen - u. a. mit geschichtlichen und aktuellen Sinnbildern menschlicher Arbeit, der Lohngerechtigkeit, den Niederlagen und Siegen der Arbeiterbewegung, dem Geldgewinn und Zeitnotstand, der Gleichstellung der Männer und Frauen in der Arbeit, der Schieflage der Verteilung, dem Versagen der Finanzeliten sowie dem Anspruch und der Realität kirchlicher Arbeitgeber.
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