Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziologie - Allgemeines und Theorierichtungen, Note: 1,3, Universität Hamburg (Soziologie), Veranstaltung: Bruno Latour: Netzwerke und Existenzweisen, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon vor 1970 gab es Studien die das Labor aus technologischer und organisatorischer Perspektive betrachteten. Doch gegen Ende der Siebziger und in den achtziger Jahren begann sich die Perspektive auf das wissenschaftliche Labor zu verändern. Es ist in den Fokus wissenssoziologischer Analysen und ethnologischer Studien geraten, die einen neuen Blick auf die Forschungspraxis im Labor werfen sollten. Bruno Latour, seinerzeit weder Soziologe noch Anthropologe, leistete neben anderen Theoretikern einen besonderen Beitrag zu diesen neuen Science Studies, auch Laborstudien genannt. Wo andere Theoretiker zuvor die Organisationsstruktur des Labors und die „normative Struktur wissenschaftlichen Arbeitens“ genauer betrachten, leistet Latour einen anderen Beitrag. Für ihn steht im Mittelpunkt zu analysieren wie aus anthropologischer Sichtweise wissenschaftliches Wissen etabliert wird. Auch interessiert es ihn herauszufinden, welche Praktiken verwendet werden, um wissenschaftliche Tatsachen zu konstruieren. Diese neue Denkweise versucht nicht die Ergebnisse in den Mittelpunkt aller Diskussionen zu stellen, sondern fokussiert sich auf die Produktion von Tatsachen. In seinen frühen Werken "Laboratory Life" und "Science in Action" erfindet Latour einen anthropologischen Beobachter, der das Labor aus kulturtheoretische Sicht betrachtet. Dieser Beobachter überblickt alle Vorgänge im Labor – jeder Schritt des wissenschaftlichen Experimentierens wird genauestens überprüft und kritisch hinterfragt. Für den Theoretiker steht aber nicht „der Wissenschaftler“ allein im Fokus der Analyse. Vielmehr sind es Aktanten – menschliche und nichtmenschliche Wesen – die das Labor zu dem machen was es ist und gemeinsam dazu beitragen, dass wissenschaftliche Tatsachen produziert werden. Latour entfernt sich von der Subjekt-Objekt-Dichotomie indem er den Aktanten einführt und „Subjekte“ und „Objekte“ als gleichberechtigt und handlungsfähig ansieht. Nur durch die Interaktion dieser handlungsfähigen Entitäten wird Wissen produziert und nachvollziehbar gemacht.