Für Matthias ist Marta alles, seitdem er sie zum ersten Mal sah: seine größte Liebe und gleichzeitig seine schlimmste Feindin. Ein wichtiges Buch über Liebe, Familie und Verrat, das die Frage nach der Macht von politischen Überzeugungen und dem Sinn moralischen Handelns stellt. Eher unfreiwillig verbringt Matthias seine Sommerferien auf Sylt. Er besucht seinen jüngeren Bruder, der dort in einem Heim lebt und mit niemandem spricht. Doch der Urlaub nimmt eine unerwartete Wendung, als Matthias die Betreuerin seines Bruders kennenlernt und sich in sie verliebt. Marta allerdings nimmt ihn zunächst nicht wahr. Erst als sie sich Jahre später an einer Berliner Universität wiedertreffen, kommt Matthias seiner Jugendliebe nahe. Sie führt ihn in Studentenkreise ein, die einer radikalen Gruppierung angehören. Matthias lässt sich auf Marta und ihre Überzeugungen ein, ignoriert Vorzeichen und widerstreitende Gefühle. Was Martas Absichten sind, wird ihm erst klar, als es zu spät ist.
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Rezensent Elmar Krekeler ist stark beeindruckt von diesem Buch, in dem Autor Michael Wildenhain eine tragische Familiengeschichte mit dem deutschen Herbst zusammenführt. Der Erzähler, Matthias, hat als Kind seinen Bruder von der Bettkante gestoßen. Seitdem ist der Hochbegabte geistig behindert und lebt in einem Pflegeheim. Dort kümmert sich die 17-jährige Marta um ihn, "ein wildes Mädchen", so Krekeler, in das sich der 14-jährige Matthias verliebt. Sie wird ihn dann in die WGs der RAF-Terroristen der zweiten Generation einführen und seinen Onkel überfallen, einen Strafverteidiger, der einst in Auschwitz Kinder folterte. Das klingt ziemlich abenteuerlich, aber Wildenhain versteht es, seine Protagonisten zum Leben zu erwecken, versichert der Rezensent. Das gelingt ihm vor allem mit einer Sprache, die "aus einer unterkühlten, verknappten Sprödigkeit heraus immer wieder ins geradezu Expressionistische explodiert", so Krekeler. Für ihn hat dieser Roman seinen Platz auf der Shortlist für den Leipziger Buchpreis unbedingt verdient.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015Roh die
Verrichtung
Michael Wildenhains missglückter Roman
„Das Lächeln der Alligatoren“ rührt RAF-Terror
und Nazi-Gräuel in eine dünne Erzählung
VON MEIKE FESSMANN
Auf Sylt beginnt dieser Roman, aber es ist nicht das Sylt der Schönen und Reichen, wo der Junge mit seiner Mutter Urlaub macht – und Michael Wildenhain das Unglück dieses Fünfzehnjährigen mit erbarmungsloser Tristesse inszeniert. Matthias’ jüngerer Bruder ist seit einem Unfall geistig behindert und lebt neuerdings auf der Insel in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt. Der Vater hat die Familie vor Jahren verlassen, weil er das Elend nicht mehr aushielt. Die Mutter ist krank und schläft den ganzen Tag, wenn sie sich nicht vom Vermieter des Bungalows vögeln lässt. Matthias schaut durchs Fenster dabei zu, so wie er auch die beiden Pflegerinnen seines Bruders beobachtet, wenn sie sich die Scham enthaaren oder in ihrer Wohnung miteinander knutschen. In eine der beiden Pflegerinnen verliebt er sich. Sie heißt Marta und ist drei Jahre älter als er.
Es ist eine zutiefst merkwürdige Geschichte, die der 1958 geborene Michael Wildenhain in seinem neuen Roman erzählt. Zunächst meint man, er wolle dieses Mal auf Kreuzberg, die Hausbesetzerszene und politische Implikationen verzichten. Doch dann entwickelt sich aus der intimen Bruder-Geschichte ein Szenario, in dem es um den Terror der Siebzigerjahre geht und um Euthanasie im Dritten Reich. Noch einmal also der Stoff, an dem sich schon Ulrich Woelk und Leander Scholz verhoben haben? Oder noch einmal ein politischer Roman, wie er Ulrich Peltzer vor ein paar Jahren mit „Teil der Lösung“ glückte? Holger Meins, von dessen zum geflügelten Wort gewordener Formulierung sich Peltzers Roman den Titel lieh, kommt auch bei Wildenhain vor: als Abbild auf jenem emblematischen Foto, auf dem der Hungerstreikende an einen abgemagerten KZ-Häftling erinnert. Doch „Das Lächeln der Alligatoren“ ist kein politischer Roman. Es ist der Bildungsroman einer beinahe übergroßen Aufstiegsanstrengung.
Matthias will heraus aus der Misere seiner Familie. Als die Mutter immer häufiger ins Krankenhaus muss und schließlich stirbt, nimmt ihn der Halbbruder seines Vaters zu sich. Der Neurologe und Psychologe, Spezialist vor allem für die Gehirne von Kindern, bewohnt eine luxuriöse Villa im Berliner Westend. Matthias macht ein glänzendes Abitur, studiert Mathematik und Informatik an der TU. Und dort begegnet er eines Tages Marta wieder. In einer Vorlesung über künstliche Intelligenz traktiert sie die vortragende Koryphäe mit respektlosen Fragen. Fünf Jahre sind seit der ersten Begegnung auf Sylt vergangen, nun entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft. Und endlich schläft die Begehrte auch mit ihm: in einem gestohlenen Ruderboot auf dem Neuen See im Tiergarten. Im Hintergrund hört man die Tiere des Zoos: „Das Lachen der Alligatoren. Roh die Verrichtung und schnell.“
Immer wieder gelingen Michael Wildenhain atmosphärisch dichte Momente. Ob es die graue Trostlosigkeit Sylts ist, das stupide Bauklötzchen-Bauen und Erbrechen des Bruders, das großstädtisch-ländliche Flair rund um den Tiergarten und den Zoo oder gar die „Behaglichkeit“ einer Schöneberger Kleingartenkolonie, in der die Familie in glücklichen Tagen ein zweites Zuhause hatte – solche Bilder fängt er mit seiner schroffen Sprache blitzartig ein. Aber wehe, wenn es um zeitliche Abfolgen geht. Das liest sich dann so: „Wie ich mittags in der Mensa alle verfügbaren Flugblätter gesammelt und nach dem Essen, blasser Klops mit Kapern, kaum lauwarmem, leicht grauem Püree, in einem Maschinenzeichensaal, der während der Ferien bis dreiundzwanzig Uhr geöffnet bleibt, angenehm ruhig, weil annähernd leer, von Anfang bis Ende, von vorn bis hinten gelesen, gewissermaßen studiert habe.“
Kann Michael Wildenhain also nicht erzählen, oder liegt die gelegentliche Unbeholfenheit seiner Prosa an einem Konstruktionsfehler? Bis auf eine kurze Anfangspassage ist Matthias der Ich-Erzähler der in drei großen Zeitsprüngen erzählten Handlung. Aus seiner Perspektive wird also auch dargestellt, wie Marta nach dem Tod von Holger Meins zur Terroristin wird und seinen Onkel erschießt: als Rache dafür, dass er Mitglied der Expertenkommission war, die über den Umgang mit den Hungerstreikenden entschied. Es ist klar, dass Matthias, der seinen Onkel liebte, keinerlei Verständnis für die Tat aufbringt. Aber er kann sie auch nicht beschreiben. Alle zeitgeschichtlichen Passagen haben etwas Zombiehaftes. Sie werden aufgerufen, aber nicht erzählt. Als Matthias bei der Testamentseröffnung erfährt, dass der Onkel als junger Arzt im Dritten Reich behinderte Kinder tötete, hat nicht einmal das ernsthafte Konsequenzen, außer dass er sich seinem leiblichen Vater wieder annähert. Das Alleinerbe nimmt er trotzdem an.
Wozu dienen also die ganzen Versatzstücke aus der längst trivialisierten Geschichte des Terrorismus? Sie sind vor allem die dramatisierende Hintergrundfolie einer Aufstiegsgeschichte, auf deren Höhepunkt der dann 45-jährige Erzähler zu Protokoll gibt, dass ihm sein Leben „gefällt“. Er ist Professor eines neu geschaffenen Instituts für Neurowissenschaften, seine Frau ist Kostümbildnerin, sie haben einen Sohn und eine Tochter. Der „Krieg“, den Marta und ihre Genossen gegen den Staat geführt haben, kommt ihm wie ein „absurdes Theaterstück“ vor.
Den eigentlichen Konflikt seines Helden hat Michael Wildenhain im Lauf des Romans aus den Augen verloren. Der kleine Bruder war einst der begabtere, bis Matthias ihn beim Spielen im Ferienhaus des Onkels aus dem Bett warf. Diese Schuld ist die ursprüngliche Antriebskraft des Romans. Es ist schade, dass der Autor ihr so gar nicht vertraut hat. Man hätte gern erfahren, wie ein Mann, der sich für die Demenz seines hochbegabten Bruders verantwortlich fühlt, damit zurechtkommt, dass er seine Karriereträume als Kognitionswissenschaftler verwirklichen kann. Doch stattdessen hat Michael Wildenhain einen Roman ersonnen, dessen Handlungslogik an allen Ecken und Enden knirscht und eine Bedeutsamkeit suggeriert, die er schuldig bleibt.
Michael Wildenhain: Das Lächeln der Alligatoren. Roman. Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 242 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Dieser Bildungsroman
handelt von einer übergroßen
Aufstiegsanstrengung
Die gelegentliche Unbeholfenheit
der Prosa hängt mit einem
Konstruktionsfehler zusammen
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Verrichtung
Michael Wildenhains missglückter Roman
„Das Lächeln der Alligatoren“ rührt RAF-Terror
und Nazi-Gräuel in eine dünne Erzählung
VON MEIKE FESSMANN
Auf Sylt beginnt dieser Roman, aber es ist nicht das Sylt der Schönen und Reichen, wo der Junge mit seiner Mutter Urlaub macht – und Michael Wildenhain das Unglück dieses Fünfzehnjährigen mit erbarmungsloser Tristesse inszeniert. Matthias’ jüngerer Bruder ist seit einem Unfall geistig behindert und lebt neuerdings auf der Insel in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt. Der Vater hat die Familie vor Jahren verlassen, weil er das Elend nicht mehr aushielt. Die Mutter ist krank und schläft den ganzen Tag, wenn sie sich nicht vom Vermieter des Bungalows vögeln lässt. Matthias schaut durchs Fenster dabei zu, so wie er auch die beiden Pflegerinnen seines Bruders beobachtet, wenn sie sich die Scham enthaaren oder in ihrer Wohnung miteinander knutschen. In eine der beiden Pflegerinnen verliebt er sich. Sie heißt Marta und ist drei Jahre älter als er.
Es ist eine zutiefst merkwürdige Geschichte, die der 1958 geborene Michael Wildenhain in seinem neuen Roman erzählt. Zunächst meint man, er wolle dieses Mal auf Kreuzberg, die Hausbesetzerszene und politische Implikationen verzichten. Doch dann entwickelt sich aus der intimen Bruder-Geschichte ein Szenario, in dem es um den Terror der Siebzigerjahre geht und um Euthanasie im Dritten Reich. Noch einmal also der Stoff, an dem sich schon Ulrich Woelk und Leander Scholz verhoben haben? Oder noch einmal ein politischer Roman, wie er Ulrich Peltzer vor ein paar Jahren mit „Teil der Lösung“ glückte? Holger Meins, von dessen zum geflügelten Wort gewordener Formulierung sich Peltzers Roman den Titel lieh, kommt auch bei Wildenhain vor: als Abbild auf jenem emblematischen Foto, auf dem der Hungerstreikende an einen abgemagerten KZ-Häftling erinnert. Doch „Das Lächeln der Alligatoren“ ist kein politischer Roman. Es ist der Bildungsroman einer beinahe übergroßen Aufstiegsanstrengung.
Matthias will heraus aus der Misere seiner Familie. Als die Mutter immer häufiger ins Krankenhaus muss und schließlich stirbt, nimmt ihn der Halbbruder seines Vaters zu sich. Der Neurologe und Psychologe, Spezialist vor allem für die Gehirne von Kindern, bewohnt eine luxuriöse Villa im Berliner Westend. Matthias macht ein glänzendes Abitur, studiert Mathematik und Informatik an der TU. Und dort begegnet er eines Tages Marta wieder. In einer Vorlesung über künstliche Intelligenz traktiert sie die vortragende Koryphäe mit respektlosen Fragen. Fünf Jahre sind seit der ersten Begegnung auf Sylt vergangen, nun entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft. Und endlich schläft die Begehrte auch mit ihm: in einem gestohlenen Ruderboot auf dem Neuen See im Tiergarten. Im Hintergrund hört man die Tiere des Zoos: „Das Lachen der Alligatoren. Roh die Verrichtung und schnell.“
Immer wieder gelingen Michael Wildenhain atmosphärisch dichte Momente. Ob es die graue Trostlosigkeit Sylts ist, das stupide Bauklötzchen-Bauen und Erbrechen des Bruders, das großstädtisch-ländliche Flair rund um den Tiergarten und den Zoo oder gar die „Behaglichkeit“ einer Schöneberger Kleingartenkolonie, in der die Familie in glücklichen Tagen ein zweites Zuhause hatte – solche Bilder fängt er mit seiner schroffen Sprache blitzartig ein. Aber wehe, wenn es um zeitliche Abfolgen geht. Das liest sich dann so: „Wie ich mittags in der Mensa alle verfügbaren Flugblätter gesammelt und nach dem Essen, blasser Klops mit Kapern, kaum lauwarmem, leicht grauem Püree, in einem Maschinenzeichensaal, der während der Ferien bis dreiundzwanzig Uhr geöffnet bleibt, angenehm ruhig, weil annähernd leer, von Anfang bis Ende, von vorn bis hinten gelesen, gewissermaßen studiert habe.“
Kann Michael Wildenhain also nicht erzählen, oder liegt die gelegentliche Unbeholfenheit seiner Prosa an einem Konstruktionsfehler? Bis auf eine kurze Anfangspassage ist Matthias der Ich-Erzähler der in drei großen Zeitsprüngen erzählten Handlung. Aus seiner Perspektive wird also auch dargestellt, wie Marta nach dem Tod von Holger Meins zur Terroristin wird und seinen Onkel erschießt: als Rache dafür, dass er Mitglied der Expertenkommission war, die über den Umgang mit den Hungerstreikenden entschied. Es ist klar, dass Matthias, der seinen Onkel liebte, keinerlei Verständnis für die Tat aufbringt. Aber er kann sie auch nicht beschreiben. Alle zeitgeschichtlichen Passagen haben etwas Zombiehaftes. Sie werden aufgerufen, aber nicht erzählt. Als Matthias bei der Testamentseröffnung erfährt, dass der Onkel als junger Arzt im Dritten Reich behinderte Kinder tötete, hat nicht einmal das ernsthafte Konsequenzen, außer dass er sich seinem leiblichen Vater wieder annähert. Das Alleinerbe nimmt er trotzdem an.
Wozu dienen also die ganzen Versatzstücke aus der längst trivialisierten Geschichte des Terrorismus? Sie sind vor allem die dramatisierende Hintergrundfolie einer Aufstiegsgeschichte, auf deren Höhepunkt der dann 45-jährige Erzähler zu Protokoll gibt, dass ihm sein Leben „gefällt“. Er ist Professor eines neu geschaffenen Instituts für Neurowissenschaften, seine Frau ist Kostümbildnerin, sie haben einen Sohn und eine Tochter. Der „Krieg“, den Marta und ihre Genossen gegen den Staat geführt haben, kommt ihm wie ein „absurdes Theaterstück“ vor.
Den eigentlichen Konflikt seines Helden hat Michael Wildenhain im Lauf des Romans aus den Augen verloren. Der kleine Bruder war einst der begabtere, bis Matthias ihn beim Spielen im Ferienhaus des Onkels aus dem Bett warf. Diese Schuld ist die ursprüngliche Antriebskraft des Romans. Es ist schade, dass der Autor ihr so gar nicht vertraut hat. Man hätte gern erfahren, wie ein Mann, der sich für die Demenz seines hochbegabten Bruders verantwortlich fühlt, damit zurechtkommt, dass er seine Karriereträume als Kognitionswissenschaftler verwirklichen kann. Doch stattdessen hat Michael Wildenhain einen Roman ersonnen, dessen Handlungslogik an allen Ecken und Enden knirscht und eine Bedeutsamkeit suggeriert, die er schuldig bleibt.
Michael Wildenhain: Das Lächeln der Alligatoren. Roman. Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 242 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Dieser Bildungsroman
handelt von einer übergroßen
Aufstiegsanstrengung
Die gelegentliche Unbeholfenheit
der Prosa hängt mit einem
Konstruktionsfehler zusammen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2015Ein Lebensrätsel namens Marta
Dein Papa ist leider eine Bestie: In Michael Wildenhains Roman "Das Lächeln der Alligatoren" liebt ein Mann die Mörderin seines Ziehvaters.
Von Tilman Spreckelsen
Ein Fernglas bringt die Dinge nicht nur ganz nah an uns heran, es entfernt sie auch, wenn wir ihre Nähe nicht mehr ertragen. Ganz am Anfang von Michael Wildenhains Roman "Das Lächeln der Alligatoren" ist da ein Junge, der eine Frau beobachtet - er ist knapp fünfzehn Jahre alt, sie gerade achtzehn geworden, ein riesiger Abstand. Nun liegt er in den Dünen, das heimlich entliehene Fernglas des Ferienhausvermieters vor den Augen, und beobachtet Marta, wie sie am Strand Gymnastik macht, so, wie er sie kurz zuvor bei ihrer Geburtstagsfeier mit ihrer Freundin beobachtet hatte, "beide betrunken und nackt". Als er den Anblick und die Scham über sein eigenes Spannen nicht mehr erträgt, dreht er das Fernglas um, und Marta ist nur noch ein Punkt in der Ferne. Kurz darauf fixiert er sie von neuem: Sie hat eine Wespe im Flug gefangen, betrachtet sie und beißt ihr schließlich den Kopf ab.
Der Fünfzehnjährige, der als Voyeur in diesen Roman eingeführt wird, ist sein wesentlicher Protagonist und zu weiten Teilen auch sein Erzähler. Dies allerdings aus der Rückschau als in jeder Hinsicht arrivierter Mittvierziger, der sich so viele Jahre später die Geschehnisse jener Jahre, in denen er Marta kennenlernte, stürmisch liebte und von ihr fürchterlich benutzt worden ist, neuerlich vor Augen führt und deutet.
Dieser Ansatz wiederum, ganz zu Anfang des in jeder Hinsicht formbewussten Romans vorgebracht, liefert einen Hinweis zu dessen Verständnis, den man nicht ernst genug nehmen kann: Der Erzähler Matthias überbrückt die Distanz zu den Ereignissen, indem er sie zu sich heranzoomt und verdichtet. Wer nach dem geheimen Zusammenhang der Geschehnisse fragt, zwischen den Ferientagen auf Sylt und dem Wiedersehen mit Marta zu Studienzeiten im Berlin der frühen Siebziger, zwischen dem Verschwinden des leiblichen Vaters und der überraschend intensiven Zuwendung durch dessen Bruder, zwischen Martas Fürsorge als Pflegerin von Matthias' psychisch krankem Bruder und ihrem mitleidlosen Mord an dessen Ziehvater, der blendet alles aus, was keine Lösungen für diese Fragen liefern kann, und richtet den Fokus auf die mutmaßlichen Verbindungen.
Nichts also ist zufällig an diesem Roman, der sich rasch als konstruiert, niemals aber als überkonstruiert erweist, weil er seine Machart, sein In-Beziehung-Setzen entlegenster Dinge und Situationen bereitwillig ausstellt und dabei immer einen Rest Unwägbarkeit behält.
Am irritierendsten ist dabei naturgemäß Marta, und schon ihr Name erscheint als kaum zufällig gewählt. Man mag im Zusammenhang dieses Romans dabei an die sprichwörtlich Entschwundene aus Flotows Oper denken, schließlich taucht sie in Matthias' Leben ebenso überraschend auf wie ab, und selbst die vorletzte, plötzliche Begegnung im Hotelzimmer des mittlerweile zum gefeierten Experten für künstliche Intelligenz avancierten ehemaligen Geliebten trägt Züge eines Überfalls. Denkt man bei Martas Namen aber an Schmerz, an den Marterpfahl, von dem man trotz aller Leiden nicht loskommt, liefert der Roman dafür eine Fülle von Gründen: Von einer kurzen Episode abgesehen, in der Matthias und Marta tatsächlich miteinander Ausflüge unternehmen und stundenlange Gespräche führen, hält Marta ihn auf Distanz und lässt ihn spüren, dass aus der Tatsache, dass sie mit ihm schläft, nichts weiter folgt - mehrfach rät sie ihm, sie einfach zu vergessen, weil das besser für ihn sei.
Marta selbst allerdings verleiht ihrem Namen eine dritte Deutung: Er sei das Anagramm des Jakobiners Marat, der für die Septembermassaker der Französischen Revolution verantwortlich gemacht wurde und deshalb in seiner Badewanne erstochen wurde. Selbst hier, wo Marta eine ihrer ganz seltenen Auskünfte zur eigenen Person gibt, herrscht jene Ambivalenz, die sie letztlich ungreifbar macht: Sieht sie sich als Revolutionärin, die für das, was sie als gerecht erachtet, unbeirrt mordet? Dafür spricht Matthias' Bericht, wie sie seinen Onkel, der zur NS-Zeit offenbar am Euthanasie-Programm beteiligt war, in dessen Arbeitszimmer erschießt. Oder sieht sie sich als Opfer einer konterrevolutionären Reaktion? Führt sie, die entflohene und untergetauchte Terroristin, deshalb ihr Ende im Kugelhagel der Polizei geradewegs herbei, um sich als Märtyrerin zu inszenieren, wobei sie Matthias wiederum ein letztes Mal benutzt? Oder, drittens, gehört beides für sie zusammen?
So ungreifbar ist sie in allem, besonders aber in allem, was ihr Verhältnis zu Matthias betrifft. Durch ihn erhält sie Zugang zum Haus seines Onkels, der als NS-Verbrecher in ihr Visier gerät, durch ihn wird der Überfall auf den unbeschadet durch die Zäsur von 1945 gekommenen Mediziner überhaupt erst möglich. Als sie Matthias auf einer längeren Wanderung glaubt, überfällt sie mit zwei Komplizen den Onkel in dessen Arbeitszimmer, und Matthias, der seine Tour früher abgebrochen hatte, kommt dazu. "Was machst du hier?", fragt Marta, und auch dies lässt sich entweder als Sorge um ihn deuten, den sie nicht in den Mord hineinziehen will, oder als Ärger darüber, dass er ihre Pläne stört. Als ein Zeichen von Liebe also oder als Irritation über ihr Werkzeug, das sich nicht an die Abmachungen hält.
Matthias gibt uns darauf keine Antworten, weil er sie nicht hat oder weil er sich ihrer noch nicht bewusst ist. Denn während er seine Existenz auf die Erforschung von unterschiedlichen Formen von Intelligenz aufbaut und hier sein Augenmerk gerade auf die Vermittelbarkeit von Differenz richtet, scheitert er vollständig an Martas Weltsicht. Sein Bericht aber, so scheint es, ist bei aller Formung, die er durch Matthias erhält, mitunter klüger als sein Urheber. Einmal hält er fest, wie Marta sich während ihres Prozesses, den sie als Angeklagte unter entwürdigenden Umständen über sich ergehen lassen muss, mit der Hand, "als wolle sie sich am Hintern kratzen, in die schlabberige Hose" fährt und dann "ihren Kot von innen an das Glas" ihres Käfigs im Gerichtssaal schmiert. Als sie später eine Erklärung in floskelhafter Sprache verliest, ohne auf den Mord an Matthias' Onkel einzugehen, brüllt der ehemalige Geliebte verzweifelt: "Du redest Scheiße", und der Autor überlässt es dem Leser, da einen Zusammenhang zwischen der ohnmächtigen Wut der Gefangenen und dem Gewäsch herzustellen, mit dem zu RAF-Zeiten der Versuch unternommen wurde, politische Morde zu rechtfertigen.
Der Versuch, das Disparate, was Matthias von Marta weiß, "zu einer Person zusammenfügen", muss scheitern, auch hier ist der Roman klüger als dessen Erzähler, und das bildet sich in seinem Titel ab: Denn wer "das Lächeln der Alligatoren" deuten will, als tatsächliche Empathie verratendes Lächeln, als zähnebleckende Mordlust oder als irgendetwas dazwischen, kommt nicht sehr weit, weil es keine Brücke zwischen zwei derart unterschiedlich strukturierten Systemen von Intelligenz gibt. Selten wurde dies so traurig und trotzdem tröstlich dargestellt wie in diesem Roman.
Michael Wildenhain: "Das Lächeln der Alligatoren".
Roman. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 242 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dein Papa ist leider eine Bestie: In Michael Wildenhains Roman "Das Lächeln der Alligatoren" liebt ein Mann die Mörderin seines Ziehvaters.
Von Tilman Spreckelsen
Ein Fernglas bringt die Dinge nicht nur ganz nah an uns heran, es entfernt sie auch, wenn wir ihre Nähe nicht mehr ertragen. Ganz am Anfang von Michael Wildenhains Roman "Das Lächeln der Alligatoren" ist da ein Junge, der eine Frau beobachtet - er ist knapp fünfzehn Jahre alt, sie gerade achtzehn geworden, ein riesiger Abstand. Nun liegt er in den Dünen, das heimlich entliehene Fernglas des Ferienhausvermieters vor den Augen, und beobachtet Marta, wie sie am Strand Gymnastik macht, so, wie er sie kurz zuvor bei ihrer Geburtstagsfeier mit ihrer Freundin beobachtet hatte, "beide betrunken und nackt". Als er den Anblick und die Scham über sein eigenes Spannen nicht mehr erträgt, dreht er das Fernglas um, und Marta ist nur noch ein Punkt in der Ferne. Kurz darauf fixiert er sie von neuem: Sie hat eine Wespe im Flug gefangen, betrachtet sie und beißt ihr schließlich den Kopf ab.
Der Fünfzehnjährige, der als Voyeur in diesen Roman eingeführt wird, ist sein wesentlicher Protagonist und zu weiten Teilen auch sein Erzähler. Dies allerdings aus der Rückschau als in jeder Hinsicht arrivierter Mittvierziger, der sich so viele Jahre später die Geschehnisse jener Jahre, in denen er Marta kennenlernte, stürmisch liebte und von ihr fürchterlich benutzt worden ist, neuerlich vor Augen führt und deutet.
Dieser Ansatz wiederum, ganz zu Anfang des in jeder Hinsicht formbewussten Romans vorgebracht, liefert einen Hinweis zu dessen Verständnis, den man nicht ernst genug nehmen kann: Der Erzähler Matthias überbrückt die Distanz zu den Ereignissen, indem er sie zu sich heranzoomt und verdichtet. Wer nach dem geheimen Zusammenhang der Geschehnisse fragt, zwischen den Ferientagen auf Sylt und dem Wiedersehen mit Marta zu Studienzeiten im Berlin der frühen Siebziger, zwischen dem Verschwinden des leiblichen Vaters und der überraschend intensiven Zuwendung durch dessen Bruder, zwischen Martas Fürsorge als Pflegerin von Matthias' psychisch krankem Bruder und ihrem mitleidlosen Mord an dessen Ziehvater, der blendet alles aus, was keine Lösungen für diese Fragen liefern kann, und richtet den Fokus auf die mutmaßlichen Verbindungen.
Nichts also ist zufällig an diesem Roman, der sich rasch als konstruiert, niemals aber als überkonstruiert erweist, weil er seine Machart, sein In-Beziehung-Setzen entlegenster Dinge und Situationen bereitwillig ausstellt und dabei immer einen Rest Unwägbarkeit behält.
Am irritierendsten ist dabei naturgemäß Marta, und schon ihr Name erscheint als kaum zufällig gewählt. Man mag im Zusammenhang dieses Romans dabei an die sprichwörtlich Entschwundene aus Flotows Oper denken, schließlich taucht sie in Matthias' Leben ebenso überraschend auf wie ab, und selbst die vorletzte, plötzliche Begegnung im Hotelzimmer des mittlerweile zum gefeierten Experten für künstliche Intelligenz avancierten ehemaligen Geliebten trägt Züge eines Überfalls. Denkt man bei Martas Namen aber an Schmerz, an den Marterpfahl, von dem man trotz aller Leiden nicht loskommt, liefert der Roman dafür eine Fülle von Gründen: Von einer kurzen Episode abgesehen, in der Matthias und Marta tatsächlich miteinander Ausflüge unternehmen und stundenlange Gespräche führen, hält Marta ihn auf Distanz und lässt ihn spüren, dass aus der Tatsache, dass sie mit ihm schläft, nichts weiter folgt - mehrfach rät sie ihm, sie einfach zu vergessen, weil das besser für ihn sei.
Marta selbst allerdings verleiht ihrem Namen eine dritte Deutung: Er sei das Anagramm des Jakobiners Marat, der für die Septembermassaker der Französischen Revolution verantwortlich gemacht wurde und deshalb in seiner Badewanne erstochen wurde. Selbst hier, wo Marta eine ihrer ganz seltenen Auskünfte zur eigenen Person gibt, herrscht jene Ambivalenz, die sie letztlich ungreifbar macht: Sieht sie sich als Revolutionärin, die für das, was sie als gerecht erachtet, unbeirrt mordet? Dafür spricht Matthias' Bericht, wie sie seinen Onkel, der zur NS-Zeit offenbar am Euthanasie-Programm beteiligt war, in dessen Arbeitszimmer erschießt. Oder sieht sie sich als Opfer einer konterrevolutionären Reaktion? Führt sie, die entflohene und untergetauchte Terroristin, deshalb ihr Ende im Kugelhagel der Polizei geradewegs herbei, um sich als Märtyrerin zu inszenieren, wobei sie Matthias wiederum ein letztes Mal benutzt? Oder, drittens, gehört beides für sie zusammen?
So ungreifbar ist sie in allem, besonders aber in allem, was ihr Verhältnis zu Matthias betrifft. Durch ihn erhält sie Zugang zum Haus seines Onkels, der als NS-Verbrecher in ihr Visier gerät, durch ihn wird der Überfall auf den unbeschadet durch die Zäsur von 1945 gekommenen Mediziner überhaupt erst möglich. Als sie Matthias auf einer längeren Wanderung glaubt, überfällt sie mit zwei Komplizen den Onkel in dessen Arbeitszimmer, und Matthias, der seine Tour früher abgebrochen hatte, kommt dazu. "Was machst du hier?", fragt Marta, und auch dies lässt sich entweder als Sorge um ihn deuten, den sie nicht in den Mord hineinziehen will, oder als Ärger darüber, dass er ihre Pläne stört. Als ein Zeichen von Liebe also oder als Irritation über ihr Werkzeug, das sich nicht an die Abmachungen hält.
Matthias gibt uns darauf keine Antworten, weil er sie nicht hat oder weil er sich ihrer noch nicht bewusst ist. Denn während er seine Existenz auf die Erforschung von unterschiedlichen Formen von Intelligenz aufbaut und hier sein Augenmerk gerade auf die Vermittelbarkeit von Differenz richtet, scheitert er vollständig an Martas Weltsicht. Sein Bericht aber, so scheint es, ist bei aller Formung, die er durch Matthias erhält, mitunter klüger als sein Urheber. Einmal hält er fest, wie Marta sich während ihres Prozesses, den sie als Angeklagte unter entwürdigenden Umständen über sich ergehen lassen muss, mit der Hand, "als wolle sie sich am Hintern kratzen, in die schlabberige Hose" fährt und dann "ihren Kot von innen an das Glas" ihres Käfigs im Gerichtssaal schmiert. Als sie später eine Erklärung in floskelhafter Sprache verliest, ohne auf den Mord an Matthias' Onkel einzugehen, brüllt der ehemalige Geliebte verzweifelt: "Du redest Scheiße", und der Autor überlässt es dem Leser, da einen Zusammenhang zwischen der ohnmächtigen Wut der Gefangenen und dem Gewäsch herzustellen, mit dem zu RAF-Zeiten der Versuch unternommen wurde, politische Morde zu rechtfertigen.
Der Versuch, das Disparate, was Matthias von Marta weiß, "zu einer Person zusammenfügen", muss scheitern, auch hier ist der Roman klüger als dessen Erzähler, und das bildet sich in seinem Titel ab: Denn wer "das Lächeln der Alligatoren" deuten will, als tatsächliche Empathie verratendes Lächeln, als zähnebleckende Mordlust oder als irgendetwas dazwischen, kommt nicht sehr weit, weil es keine Brücke zwischen zwei derart unterschiedlich strukturierten Systemen von Intelligenz gibt. Selten wurde dies so traurig und trotzdem tröstlich dargestellt wie in diesem Roman.
Michael Wildenhain: "Das Lächeln der Alligatoren".
Roman. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 242 S., geb., 19,95 [Euro].
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»Ein großes Drama, wirklich betörend aufgeschrieben.« Stern, 11.6.2015 »Wildenhains Absage an vorschnelle und oft bequeme Deutungsmuster, sein Verzicht, den herrschenden Mustern in der Person von Matthias ein anderes entgegenzusetzen, machen sein politisches Verständnis von Literatur aus, sie versetzen seine Leserinnen und Leser in eine produktive Unruhe.« Detlef Grumbach, Deutschlandfunk, 10.6.2015 »Der Autor hält verschiedene Themen geschickt in der Schwebe. Er beschränkt sich nicht auf einen gesellschaftskritischen Blick, sondern erzählt von den Voraussetzungen des Lebens und des Menschseins. Große Themen wie Zufall, Verrat oder Hoffnung verbindet er mit alltagsnahen und poetischen Schilderungen.« Karim Saab, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 31.3.2015 »Wildenhain erzählt, wie zeitgeschichtliche Umstände in die Lebensläufe von Familien ragen. Und mit welchen Folgen. Im "Lächeln der Alligatoren" geht dieses Erzählen so fabelhaft auf wie noch nie, weil die Sprache aus einer unterkühlten, verknappten Sprödigkeit heraus immer wieder ins geradezu Expressionistische explodiert, weil sich kein historischer Lehrfilm daraus entwickelt, sondern die zerborstene, berührende Biografie eines Traumatisierten.« Elmar Krekeler, Die Welt Literarisches Leben, 7.3.2015 »Sein Roman hallt nach, wie der Schuss, der schließlich fällt.« Claudia Seiring, Märkische Oderzeitung, 11.3.2015 »Was ist davon zu halten, wenn ein Stück linksradikaler deutscher Geschichte in eine Familiensaga verpackt ist? Sehr viel, wenn man es so raffiniert wie Michael Wildenhain macht.« Jan Decker, Junge Welt, 12.3.2015 »Das macht den Roman so spannend: Er erzählt ein Stück Zeitgeschichte aus der Sicht derjenigen, die sich nie beteiligt haben und trotzdem mitschuldig sind, und die die Gewalt niemals verstehen.« Ina Westermann, literaturkritik.de, August 2015 »Michael Wildenhain beschränkt sich nicht auf einen gesellschaftskritischen Blick, sondern erzählt von den Voraussetzungen des Lebens und des Menschseins. Große Themen wie Zufall, Schuld, Verrat oder Hoffnung verbindet er mit alltagsnahen und poetischen Schilderungen.« Karim Saab, Märkische Allgemeine Zeitung Journal, 1.3.2015 »"Das Lächeln der Alligatoren" ist wie Martha - gnadenlos, brutal, schön, spannend, irritierend zugleich.« Lea Thies, Bücherjournal, 7.3.2015 »Wer "Das Lächeln der Alligatoren" deuten will, als tatsächliche Empathie verratendes Lächeln, als zähnebleckende Mordlust oder als irgendetwas dazwischen, kommt nicht sehr weit, weil es keine Brücke zwischen zwei derart unterschiedlich strukturierten Systemen von Intelligenz gibt. Selten wurde dies so traurig und trotzdem tröstlich dargestellt wie in diesem Roman.« Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.3.2015 »Wildenhain ist ein Roman gelungen, der Fragen der Gewaltlegitimation neu stellt und die Verstrickung von Privatem und Politischem erzählerisch veranschaulicht.« Rainer Moritz, Deutschlandradio Kultur, 3.3.2015 »Eine große Liebesgeschichte, eine kleine Verbrechensgeschichte und eine langwierige Familiengeschichte. ... Klug gebaut und atmosphärisch stark.« Elke Schmitter, Kulturspiegel, März 2015 »Der Roman schafft ein lebendiges Bild eines Deutschland in den 70er Jahren zu entwerfen und die immer noch aktuelle Frage nach Schuld und Gewalt geschickt zu stellen.« Carina Fron, Mephisto 96.7, 19.3.2015 »Kühne Volten, gedrängte Zeitgeschichte, eine literarische Reise ins deutsche Herz der Finsternis. ... "Das Lächeln der Alligatoren" verdichtet auf beeindruckende Weise die verhängnisvolle deutsche Geschichte - und schließt sie mit der privaten Geschichte seines Erzählers kurz.« Thomas André, Spiegel Online, 17.2.2015 »Lakonisch und ohne jede Effekthascherei... Wildenhain versteht es, die Sprache in den Dienst der Handlung zu stellen. Klare Sätze, die in den Momenten der größten Verwirrung des Protagonisten fast ins Stakkato wechseln.« Dimo Riess, Dresdner Neueste Nachrichten, 7./8.3.2015 »Als der Text auf Seite 240 zu Ende war, wünschte ich, er möge weitergehen.« Irmtraut Gutschke, Neues Deutschland, 12.3.2015 »Wildenhain verplottet das Drama der RAF auf die kühnste und gleichzeitig normalste Weise: Es reicht bis in die eigene Familie hinein.« Hamburger Abendblatt, 4.3.2015 »Was für eine Geschichte.« SAX - Das Dresdner Stadtmagazin, September 2015