Gab es denn wirklich Wanderhuren oder sind sie ein Produkt der literarischen Freiheit des Autorenehepaars des Wanderhuren-Zyklusses? Um es vorwegzunehmen, es gab sie, denn die Huren sind so alt, wie die Sexualität selbst. Nicht umsonst spricht man vom "Ältesten Gewerbe". Die Huren selbst wurden natürlich auch wieder in Kategorien aufgeteilt, wobei die der Wanderhuren einen relativ hohen Anteil hatten. Vom "willigen Mägden" die zuerst dem Hausherrn und dann den heranwachsenden Söhnen die Freuden der Liebe nahe brachten und die nicht selten als Wanderhuren endeten, über frustrierte Ehefrauen (die es auch heute noch gibt und die ordentlichen Hausfrauen-Sex versprechen) bis hin zur gehobenen Mätresse reicht die Palette. Bei einem Hamburger Prozess des Jahres 1483 unterschied man drei Kategorien des Hurentums: Straßen-, Mühlen- und Bäderprostitution. (Die Mühlen z.B. waren im Mittelalter die heimlichen Orte, die erotische Abenteuer versprachen.) Hurentum bzw. Prostitution ist in praktisch in jeder Kultur zu finden. Die gesellschaftliche Bewertung der Prostitution ist von kulturellen, ethischen und religiösen Werten abhängig und unterliegt einem starken Wandel. Schon im Altertum, so zum Beispiel in Babylon und bei den Phöniziern in Tyros, existierte vor mehr als 3000 Jahren die so genannte Tempelprostitution. Frauen vollzogen dort sexuelle Handlungen gegen "Geschenke" an den Tempel oder Opfergaben für die Gottheit. Dies stand jedoch immer in einem kultischen Zusammenhang und galt als den Göttern wohlgefällig. Im Gilgamesch-Epos 6. Tafel Verse 5 bis 79 sieht Albert Schott eine Kritik an den Auswüchsen der kultischen Prostitution. Über die Problematik der Wanderhuren im Mittelalter berichtet dieses Buch.
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