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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Technische Universität Chemnitz (Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: „Charakter ist nur Eigensinn. Es lebe die Zigeunerin“, war einer der liebsten Aussprüche Ernst Rowohlts, dem Gründer des Rowohlt Verlages und er ging ihm zeit seines Lebens mit Frohsinn über die Lippen. Das Zitat stammt aus einer Gedichtsammlung, an die sich kaum jemand erinnert, von einem Dichter, über dessen Name nur wenige stolpern, ihn aufschnappen, einordnen und meist vergessen. Es sei der Ehre halber aber auch…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Technische Universität Chemnitz (Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: „Charakter ist nur Eigensinn. Es lebe die Zigeunerin“, war einer der liebsten Aussprüche Ernst Rowohlts, dem Gründer des Rowohlt Verlages und er ging ihm zeit seines Lebens mit Frohsinn über die Lippen. Das Zitat stammt aus einer Gedichtsammlung, an die sich kaum jemand erinnert, von einem Dichter, über dessen Name nur wenige stolpern, ihn aufschnappen, einordnen und meist vergessen. Es sei der Ehre halber aber auch erwähnt, dass eben jener Berliner Schriftsteller und Bohemien schon zu seinen Schaffenszeiten wenig literarischen Erfolg feiern konnte: die Rede ist von Paul Scheerbart, das Buch heißt Katerpoesie (1909). Dabei hat Scheerbart es zu Lebzeiten zu einigem Ruhm gebracht. Mit seiner fantastischen Literatur, die meist in den Weiten des Universums angesiedelt ist, gilt er als Vorläufer der Expressionisten und Dadaisten, entwarf lange vor Kandinsky abstrakte Theaterstücke und zählte neben Ernst Rowohlt auch Erich Mühsam, Walter Benjamin, Herwarth Walden und Richard Dehmel zu seinem Bekannten- und Freundeskreis. Dennoch blieb Scheerbart allzeit ein Außenseiter, u.a. beschäftigt mit skurrilen Ideen wie der Erfindung des Perpetuum mobile, mit dem er seinen chronischen Geldmangel beheben und auf einen Schlag Multimillionär werden wollte. So berichtet etwa Erich Mühsam in seinen Erinnerungen: „Perpeh nannte er sein Werk, und ich bekam Postkarten aus München mit dem Postskriptum: Perpeh läßt Dich schön grüßen. Einmal teilte mir Scheerbart mit: „Perpeh ist fertig; es bewegt sich nur noch nicht“ . An bierreichen Abenden im „Schwarzen Ferkel“ oder dem „Café des Westens“ nahm er seine Zuhörer mit auf astrale Spaziergänge zu fremden Sternenwelten, wo er mit spitzem Witz seine fiktiven Königreiche erbaute. „Visionären Dichter“ nannten ihn die Einen, der mit seinem weltumspannenden Humor gesellschaftliche Missstände thematisiere. Als untalentierten „skurrilen Literaturclown“ diffamierten ihn die Anderen, dem jegliches Verständnis für literarische Form und Tiefe fehle. Worin sind die Gründe zu suchen, dass Paul Scheerbart zwar viel belächelt, aber nach wie vor wenig gelesen wird? Waren seine fantastischen Romane eine Art schriftstellerischer Protest an geltenden gesellschaftlichen Normen und Institutionen? Oder schrieb er aus Bierlaune entstandene Fiktionen nieder? Flüchtete er sich lediglich mit Hilfe des Alkohols aus seiner persönlichen Lebenslage? Oder war es ein pazifistisches Weltverständnis, das ihn an der Realität verzweifeln ließ?