Christian Redl kenne ich hauptsächlich als Kommissar Krüger aus den „Spreewald-Krimis“ im ZDF, aber auch als Darsteller kauziger und undurchsichtiger Charaktere in anderen Filmen. Jetzt hat der preisgekrönte Schauspieler, Musiker und Hörbuchsprecher mit „Das Leben hat kein Geländer“ eine Art
Autobiografie veröffentlicht, ein Buch, das mich sehr zwiegespalten zurücklässt.
Aber von vorn.
Der…mehrChristian Redl kenne ich hauptsächlich als Kommissar Krüger aus den „Spreewald-Krimis“ im ZDF, aber auch als Darsteller kauziger und undurchsichtiger Charaktere in anderen Filmen. Jetzt hat der preisgekrönte Schauspieler, Musiker und Hörbuchsprecher mit „Das Leben hat kein Geländer“ eine Art Autobiografie veröffentlicht, ein Buch, das mich sehr zwiegespalten zurücklässt.
Aber von vorn.
Der inzwischen 75jährige Christian Redl blickt auf ein bewegtes (Berufs-)Leben zurück. Aufgewachsen in der Nachkriegszeit mit einem kriegstraumatisierten alkoholkranken Vater, dessen Depressionen und Sucht das Familienleben und alle Familienmitglieder prägten. Da er auf dem Gymnasium nicht zurechtkam, besuchte er eine Waldorfschule, wo er zum ersten Mal mit dem Schauspiel in Berührung kam. Gegen den Willen der Eltern machte er nach dem Abschluss eine Ausbildung zum Schauspieler. In den folgenden Jahren arbeitete er mit großen Regisseuren wie Luc Bondy, Claus Peymann und Peter Zadek zusammen, unter anderem an Schauspielhäusern in Hamburg, Bremen und Frankfurt. Er sammelte Erfahrungen in den unterschiedlichsten Rollen und mit den verschiedensten Menschen, auf manche hätte er wohl verzichten können.
Trotz einiger Erfolge suchte er lange nach dem Glück und der richtigen Frau. Alkohol spielte in seinem Leben eine viel zu große Rolle, dazu kamen mentale Probleme, Bühnenangst machte ihm das Arbeiten immer mehr zur Qual, denn zur Freude. Musik half ihm durch die schweren Zeiten, er spielte Gitarre und schrieb eigene Stücke. Zwischenmenschlich stürzte er sich in eher komplizierte Frauengeschichten. Zahlreiche Affären, eine unglückliche Ehe (mit Marlen Diekhoff) und eine sehr schwierige Beziehung (mit Maja Maranow) später fand er mit über 60 Jahren die Frau fürs Leben. Mit den Spreewaldkrimis spielte er sich in die Herzen der Fernsehzuschauer und seine Interpretation des Müllermeisters in der „Krabat“-Verfilmung von 2008 sorgte dafür, dass ich den Film nicht bis zum Ende anschauen konnte.
„Christian Redl hat sein Leben aufgeschrieben - ehrlich, aufrichtig, ungeschönt“ – steht im Klappentext. Was nicht drinsteht ist, dass seine Lebenserinnerungen, so interessant, bewegend und berührend sie auch sein mögen, schlecht lektoriert sind, außerdem sind in dem Buch viel zu viele ärgerliche Rechtschreib- und Grammatikfehler. Auch sprachlich hätte ich von jemandem, der auf der Bühne mit den Texten der größten Schriftsteller umzugehen weiß, mehr erwartet. Was für ein Jammer, da hätten der Autor und seine Geschichte, aber auch die Leserschaft etwas Besseres verdient! Manche Episoden aus dem Leben von Christian Redl brachten mich zum Schmunzeln, manche eher zum Kopfschütteln oder machten mich traurig. So viele Weggefährten musste er schon beerdigen – unter anderem Ulrich Wildgruber, seinen Bruder Wolf Redl und nicht zuletzt seine ehemalige Lebensgefährtin Maja Maranow.
Außer den persönlichen Aspekten gibt Christan Redl auch einen großartigen Einblick in die Welt des Theaters, ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen mit zum Teil äußerst selbstherrlichen Regisseuren und begnadeten Schauspielern. Er nimmt seine Leserschaft mit in seine eigene Sturm und Drang Zeit, eine Zeit der Selbstfindung, einen wilden Ritt und erlaubt einen tiefen Blick in die Seele eines empfindsamen Schauspielers mit allen Höhen und Tiefen. Er erzählt offen von seinen Abstürzen und dem Hang zum Alkohol und wie er sich nach vielen Irrwegen dann doch mehr oder weniger selbst gefunden hat, denn das Leben hat tatsächlich kein Geländer, wie der Titel so treffend den österreichischen Schriftsteller Hermann Bahr zitiert.
Für mich als Biografie-Fan, der Christian Redl gern im Fernsehen sieht, war das Buch abgesehen von den vielen ärgerlichen Fehlern eine interessante Lektüre und ich vergebe vier Sterne.