„Wir sind Menschen, Aurel. Zuerst müssen wir leben, und dann – ja dann können wir philosophieren!“ (44)
Das Buch handelt von einem Brief, den Floria Aemilia an den großen Kirchenlehrer Augustinus geschrieben hat. Mit ihr hatte Augustinus, bevor er Bischof wurde, über mehr als 10 Jahre eine
uneheliche Verbindung, aus der ein gemeinsamer Sohn hervorgegangen ist. Augustinus hat Floria aufgrund…mehr„Wir sind Menschen, Aurel. Zuerst müssen wir leben, und dann – ja dann können wir philosophieren!“ (44)
Das Buch handelt von einem Brief, den Floria Aemilia an den großen Kirchenlehrer Augustinus geschrieben hat. Mit ihr hatte Augustinus, bevor er Bischof wurde, über mehr als 10 Jahre eine uneheliche Verbindung, aus der ein gemeinsamer Sohn hervorgegangen ist. Augustinus hat Floria aufgrund seiner religiösen Überzeugungen verlassen. Der Sohn blieb bei ihm.
Die Schreiberin ist zweifelsohne eine sehr gebildete Frau. Ihr Brief ist ein intellektueller Hochgenuss. Sie klagt an, dass Augustinus die Welt der Sinnlichkeit verlassen hat zugunsten einer gegenstandslosen Ideologie. „Du erinnerst dich nur an Gedanken, aber kannst du nicht versuchen, dir auch eine wirklich sinnliche Erfahrung ins Gedächtnis zu rufen?“ (61)
Die Trennung wurde maßgeblich von Augustinus' Mutter Monika bewirkt, die ihren Sohn entsprechend beeinflusst hat. „Aber die Einzige, die zwischen uns stand, war Monika.“ (54) Ihrem mächtigen Einfluss konnte sich Augustinus nicht entziehen. Und nach ihrem Tod übernahm Gott ihre Funktion. „Aber es dauerte nicht lange, da hattest du Gott an die Stelle deiner Mutter [Monika] gesetzt.“ (51)
„Das ist die Welt, Aurel, und sie ist hier und jetzt“ (116), ist eine der prägnanten Aussagen aus dem Brief mit der Intention, sich für das Diesseits zu entscheiden. Der Glaube führt zu Widersprüchen. „Ihr verleugnet die Liebe zwischen Mann und Frau. … Aber ihr verleugnet sie im Namen Gottes.“ (119)
Jostein Gaarder greift mit diesem Buch ein aktuelles Thema auf. Florias Argumentation ist modern und spiegelt die Situation der Kirche und insbesondere die Rolle der Frau in der Kirche wieder. Sie nimmt Dinge vorweg, die nach Augustinus Realität waren. „Ich fürchte mich davor, was die Kirchenmänner eines Tages vielleicht mit Frauen wie mir machen werden.“ (118)
Es ist hinsichtlich der Lehren, die aus diesem Buch gezogen werden können nicht entscheidend, wie hoch der reale Anteil ist. Der moralische Konflikt, der beschrieben wird, ist real. Auch wenn manche Stellen bezogen auf den historischen Kontext zu modern wirken, stellt sich die Frage: Sind Religionen es wert, auf menschliche Liebe zu verzichten?