Ich selber arbeite mit unheilbar erkrankten Menschen, daher hat mich das Thema natürlich sehr interessiert. Die Umsetzung hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, dennoch war die Geschichte unterhaltsam und angenehm zu lesen.
Iris und Terry sind beste Freundinnen. Selbstverständlich, dass Terry
ihre Freundin begleitet, die sich in die Schweiz aufmacht, um sich dort zu suizidieren – denn sie…mehrIch selber arbeite mit unheilbar erkrankten Menschen, daher hat mich das Thema natürlich sehr interessiert. Die Umsetzung hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, dennoch war die Geschichte unterhaltsam und angenehm zu lesen.
Iris und Terry sind beste Freundinnen. Selbstverständlich, dass Terry ihre Freundin begleitet, die sich in die Schweiz aufmacht, um sich dort zu suizidieren – denn sie hat MS in einer rasch fortschreitenden Form. Doch Terry wird von der Reise überrascht und tritt sie nicht nur ungeplant an, sondern hat auch noch ihren dementen Vater mit im Gepäck.
Das Thema ist ein ernstes, um das es hier geht, trotzdem ist die Geschichte sehr leicht geschrieben, und es gibt einige Momente, die mich haben schmunzeln lassen. Es ist aber auch gar nicht so sehr Iris, die im Mittelpunkt steht, sondern eher Terry, die auf dieser Reise über sich hinauswächst und ganz gegen ihre sonst herrschenden Prinzipien verstößt. Das Thema assistierter Suizid ist wirklich nur ein Randthema, auch wenn es den Grund für die Reise liefert und auch das Ende vorgibt. Aber man braucht wirklich keine Angst zu haben, dass das Buch zu emotional ist – selbst das Ende hat mich zwar berührt, aber auch sehr versöhnlich gestimmt.
Iris ist eine tolle Frau – sie hat sich von ihrer Krankheit lange nicht unterkriegen lassen und mit ihr gelebt, ohne viel Tamtam um sie zu machen. Ihre Entscheidung zum Suizid gerade jetzt, wo sie noch ganz gut zurechtkommt, kann ich gut verstehen, auch, dass sie nicht noch warten möchte und sie Angst hat, irgendwann eben nicht mehr selber handeln zu können. Sie hat ihr Ziel fest im Blick – und auch wenn Terry immer wieder versucht, sie davon abzubringen, bleibt sie sich treu. Das hat mir sehr gut gefallen. Mit Terry dagegen bin ich nicht immer so gut klar gekommen. Toll ist ihre Entwicklung, die sie durchmacht – vom stringenten Muttertyp, die ihre Familie mit Listen und Plänen organisiert, mausert sie sich zum spontanen Weltenbummler. Und es gibt einige Hürden, die sie da meistern muss und es auch tut, sie wächst geradezu über sich hinaus. An manchen Stellen habe ich ihr das aber nicht abgenommen und gerade das Ende, wo es eine Aussicht gibt auf ihr „neues“ Leben, ist mir dann doch ein wenig zu viel und zu konstruiert. Zu ihrem Vater kann ich gar nicht viel sagen – er tut mir eigentlich nur leid. Denn so sehr manche seiner Aussagen im Rahmen seiner Demenz zum Schmunzeln einladen, so schlimm fand ich auch, dass er an dieser Reise teilnehmen muss, denn gut ist sie für seine Orientierung beileibe nicht. Und auch wenn Terry das weiß, dass Demenzkranke eine bekannte Umgebung brauchen, sucht sie da nach keiner besseren Lösung. Aber – sie kümmert sich rührend um ihren Vater, das will ich ihr nicht absprechen.
Das illustre Trüppchen erlebt eine ganze Menge – das macht die Reise, nicht nur des Zieles wegen, zu etwas ganz besonderem. Es gibt im Leben immer wieder Neues zu entdecken – man muss sich nur drauf einlassen und auch mal etwas wagen – eine Erkenntnis, die Terry zwar spät, aber dann zum Glück doch noch hat.
Der Schreibstil ist leicht und locker, so dass die Seiten rasch dahinfliegen. Es ist eine unterhaltsame Geschichte, bei der es weniger um Gedanken rund um das Thema Suizid geht, sondern vielmehr um die Entwicklung einer Frau, die in ihren alltäglichen Mühlen eingesperrt war und die sich daraus befreit.
Eine unterhaltsame Geschichte, nur viel Tiefgang sollte man nicht erwarten – ich gebe 4 von 5 Sternen.