Pfingsten - drei freie Tage für Astrid und ihren fünfjährigen Sohn Kai. Was könnten sie alles unternehmen: Zu den Eltern nach Leipzig fahren, die Freundin Lisa besuchen, vielleicht kann sich auch Knuth von seiner Familie abseilen. Oder es hat jemand Astrid geschrieben und lädt sie ein. Sie kann auch mit Kai in den ZOO gehen und es sich zu Hause gemütlich machen. Soll sie ins Theater gehen und sich in der Arbeit Vorlauf für die nächste Woche schaffen? Ach ja, der Maler wollte ja auch noch kommen. Es werden drei lange Tage für Astrid, die ihr zeigen, dass sie eine Menge ungelöster Probleme mit sich herumträgt. LESEPROBE: Im Zug war es warm. Zusammengerechnet kaum zehn Menschen, die in den Abteilen saßen. Sie suchte sich eins, in dem man rauchen konnte. Rauchte gierig. Sie hatte sich auf die Fahrt gefreut. Durch die taufeuchten Wiesen und Felder. Durch Wald, mit einem Anflug von Grün. Maiengrün. Die Scheiben beschlugen von ihrem Atem, so kalt war es noch. Sie lehnte sich erschöpft zurück. Sie fühlte sich plötzlich zu alt für solche Verrücktheiten, wie sie es jetzt nannte. Bloß um mit Knuth ein paar Stunden zu verbringen, fast kein Schlaf. Umständlichkeiten. Mit siebzehn mochte das ein Abenteuer sein. Mit dreißig nicht. Sie war ärgerlich, dass sie sich auf den gestrigen Abend eingelassen hatte. Dumme Göre. Nichts dazugelernt. Sie wickelte sich in ihre Jacke. Sie war eingenickt und schrak hoch, als der Zug mit einem Ruck hielt. Sie griff die Handtasche und stürmte aus dem Zug. Den Bahnsteig entlang, durch die Unterführung, auf den Vorplatz. Es standen wirklich zwei Taxis dort. Sie klopfte bei einem Wagen an die Scheibe. Der Fahrer, der vor sich hindöste, öffnete automatisch die Tür. Astrid setzte sich und nannte die Straße. Der Fahrer rieb sich das Gesicht. Erst mal wach werden. Wollen Sie? Sie hielt ihm die Zigarettenschachtel hin. Er lehnte ab. Mein Maß ist schon lange voll für diese Schicht. Er kurbelte das Fenster herunter und fuhr los. Fuhr schnell. Sie hielt sich an dem Griff über der Tür fest, wenn er in die Kurven einbog. Nur wenige Fahrzeuge waren unterwegs. Kaum ein Fußgänger. Sie dachte mit Erleichterung, dass sie gleich zu Hause wäre, sich noch ein, zwei Stunden hinlegen könnte. Sie gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, fast das Doppelte des Fahrpreises. Er wünschte ihr erstaunt ein frohes Pfingstfest.
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