Dies Buch hat dafür gesorgt, dass ich gestern Abend tief ein und ausatmen musste, um am Ende nicht loszuflennen, denn die Tränen schossen mir fast im Sekundentakt in die Augen.
Ich habe für meine Verhältnisse extrem lange für dies Buch benötigt. Zum einen, weil ich leichte Startschwierigkeiten mit
dem Buch hatte. Es vermittelt eine ganz eigene und irgendwie seltsame Stimmung, in die ich mich erst…mehrDies Buch hat dafür gesorgt, dass ich gestern Abend tief ein und ausatmen musste, um am Ende nicht loszuflennen, denn die Tränen schossen mir fast im Sekundentakt in die Augen.
Ich habe für meine Verhältnisse extrem lange für dies Buch benötigt. Zum einen, weil ich leichte Startschwierigkeiten mit dem Buch hatte. Es vermittelt eine ganz eigene und irgendwie seltsame Stimmung, in die ich mich erst einfühlen musste. Zum anderen, da dieser Schreibstil so anders und besonders ist, dass es mir nicht möglich war, dies Buch in meiner gewohnten Geschwindigkeit zu lesen. Diese Schreibweise sollte man wirklich langsam genießen und jeden Satz bewusst wahr nehmen, um den ganzen Zauber des Buches zu erfassen.
Auch wenn die Geschichte so die eine oder andere Szene hat, die mich schmunzeln lies oder wo sich mein Gesicht verzückt verzog, so ist die Allgemeinstimmung doch leicht bedrücken und die ganze Geschichte sehr ruhig. So ruhig wie auch die Liebesgeschichte zwischen Midas und Ida.
Man muss schon genau lesen, um die Liebe zwischen den Beiden zu erkennen, da vor allem Midas ein sehr schüchternen, zurückhaltender und extrem introvertierter Mensch ist. Unfähig Gefühle zu zeigen oder Menschen zu berühren, sieht er seine Welt nur durch seinen größten Schatz - seine Kamera.
Dabei verachtet er sich fast selbst dafür, dass er so unfähig ist Gefühle zu zeigen, denn genau so war auch sein Vater und diesen hat Midas dafür gehasst.Umso gefühlvoller ist Ida, die sich sofort von den seltsamen Midas angezogen fühlt. Man bekommt ein gutes Bild davon, wie Ida früher gewesen war ... bevor sie anfing sich im wörtlichen Sinne in Glas zu verwandeln. Es dauert lange, bis auch Midas erste kleine Fortschritte in seinem Verhalten zeigt und so wird er zum wichtigsten Menschen für Ida, der ihr bei der Suche nach Heilung hilft.
Das Buch überrascht mit einigen Sprüngen durch die Leben verschiedener Figuren. Man erfährt nach und nach, was Midas Vater getan hat und wieso er so gefühllos war, was aus seiner Mutter geworden ist, wieso der Einsiedler Henry Fulwa die eine Begegnung mit Ida vor Jahren nicht vergessen konnte, was mit Idas Mutter geschah. Dabei gibt es viele zeitliche Sprünge, so dass der Leser per Rückblenden immer mehr Hintergründe erfährt.
Die Insel scheint sehr sonderbar zu sein und so hat Ali Shaw auch ein paar seltsame Wesen erschaffen, deren Bedeutung die ganze Zeit wichtig zu sein scheinen
Sehr frustriert war ich dann am Ende, als das letzte Wort gelesen war, ich jedoch mit vielen Fragen zurückblieb.
Das Ende ist für mich nachvollziehbar und passt sehr gut... Es ist also nicht der Ausgang der Geschichte, der mich am Ende doch etwas unglücklich hinterließ, denn mit dem Ende konnte ich leben. Es waren eher die vielen offenen Fragen.. die Wieso-Fragen, die mich noch quälen. Um komplett glücklich mit einem Buch zu sein, darf es mich nicht so völlig ruhelos zurücklassen - es sei denn, es ist eine Serie und ich weiß, ich erfahre bald, wie es weitergeht.
Ali Shaw zaubert eine wundervolle Geschichte auf einer seltsamen Insel, die durch ihre Natur was ganz besonderes ist. Aber gerade weil er diese Figuren so besonders gestaltet hat, gerade weil der Schreibstil die Insel so wunderbar fantasievoll und doch real erscheinen lässt, kann ich nicht verstehen, dass diese Figuren am Ende so gar keine Rolle gespielt haben, nicht irgendwie zur Auflösung beitrugen.
Dieses Gefühl von zu vielen offene Fragen brachte für mich einen dicken Punktabzug einer sonst wirklich wundervollen und gefühlvollen Geschichte. Schnulz, Kitsch und eine mitreissende Liebesgeschichte sucht man hier vergebens.
Dennoch, wer sich dies Buch kauft, hält damit eine ganz besondere Geschichte in den Händen, dass einem auch nach der Beendigung nicht ganz loslässt und das einem viel mitzuteilen hat, denn wer genau liest, wird auch die "Moral von der Geschicht" erkennen.
Traumhaft und doch bedrückend. Seltsam und berührend.