Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,00, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer kennt nicht die Märchen von Aschenputtel, Froschkönig, Dornröschen oder Rotkäppchen? Mit kaum einer anderen Erzählform kommen Kinder so häufig, nachhaltig und tiefgehend in Berührung. Dass von Märchen eine erstaunliche Faszination ausgeht und sie einen Einfluss auf Kinder ausüben können, wird von Fachleuten immer wieder unterstrichen. Denn "[...] allein schon die Tatsache, dass sich Märchen als immer wieder erzählte, erst spät schriftlich festgehaltene Geschichten im Gedächtnis der Menschen gehalten haben und diese offensichtlich immer wieder angesprochen haben, mag als Hinweis dafür dienen, dass diese Geschichten mehr sind als nur schöne Unterhaltung." Wie ihr Einfluss jedoch zu bewerten ist, darüber gehen die Meinungen oft auseinander. In der Schule, und insbesondere in der Grundschule, ist die Gattung Märchen fester Bestandteil des bayerischen Lehrplans. Auch die Identitätsfindung ist dort fest verankert. Ein Grund dafür findet sich in Artikel 131 Absatz 1 der Verfassung des Freistaats Bayern: "Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden." Der Bildungsauftrag der Schule zielt also auf die ganze Schülerpersönlichkeit ab und schließt somit auch die Identitätsfindung als Erziehungsziel mit ein. Die Frage Wer bin ich? beschäftigt jeden von uns, und jeder muss für sich selbst eine Antwort darauf finden. Die gesellschaftlichen Veränderungen erschweren es vor allem Heranwachsenden, eine stabile Identität auszubilden und diese zu erhalten. Das Identitätsproblem sollte daher auch in der Schule Berücksichtigung finden. Eine Vorrangstellung hat hierbei sicherlich der Deutsch- bzw. Literaturunterricht. Schließlich stellt die Literatur die Frage nach dem Menschen, seinen Lebensplanungen und -chancen. Lesen und Literatur haben unmittelbar mit den Schülern und ihren inneren Bewegungen zu tun. "Lesebedürfnisse entstehen aus Lebenslagen. [...] Wenn wir uns im Literaturunterricht um die Lebenslage und die durch sie beeinflussten Lesebedürfnisse des Schülers kümmern, kann es uns gelingen, Lernvorgänge zu inszenieren, in denen es auch für das Grund-Ich der Schüler Besonderes zu bemerken und zu lernen gibt." Darüber hinaus hat Sprache, der Hauptgegenstand des (Deutsch-)Unterrichts, eine fundamentale Bedeutung bei der Entwicklung von Persönlichkeit und Identität. [...]
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