Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1, Universität Wien (Germanistik), Veranstaltung: SE Ältere dt. Lit.: Zur Interpretation der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm , Sprache: Deutsch, Abstract: Das Wörterbuch der deutschen Volkskunde definiert den Terminus Seele folgendermaßen: „Wenn wir von naturwissenschaftlichen u[nd] kirchlich-dogmatischen Bestimmungen des Wesens der S[eele] absehen, kennt der Glaube des Volkes vor allem drei Vorstellungen: die S[eele] als selbstständiges Wesen im Körper ([…] Animismus), die mit dem Körper untrennbar verbundene […] S[eele] und die S[eele] als Kraftstoff und Lebesprinzip […].“ Mit letzterem verbunden ist der Begriff des Seelentieres: „[V]or allem das Bild des Todes erweck[t] die noch in vielen Brauchhandlungen lebendige Vorstellung von der S[eele], die den Körper vorübergehend oder für immer in Gestalt eines Tieres ([…] „S[seelen]tiere“), eines Hauches oder Rauches verlassen kann.“ Hier findet sich also eine sehr anschauliche Definition des Begriffes Seelentier: Es ist eine Verkörperung der menschlichen Seele in Tiergestalt, wobei es sowohl die eines Verstorbenen als auch die eines Lebenden sein kann. Es herrscht der Glaube, dass Seelentiere „in der Gebärmutter, wo das neue Leben entsteht“ hausen. Bevorzugt für Seelentiere gehalten werden Tiere, die Erdlöcher (zum Beispiel Maus und Regenwurm) - und somit das Inneren der Erde, wo auch die Toten bestattet werden - bewohnen. Laut dem Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens spielt der alte Seelentierglaube mit unter dabei eine Rolle, dass uns bestimmte Tiere nicht als essenstauglich erscheinen oder ihnen von Menschen meist mit einer gewissen Scheu begegnet wird. Namhaft zu machen wären in diesem Zusammenhang zum Beispiel Schlange und Maus. Die Vorstellung des Seelentieres ist verknüpft mit der des „Sympathietieres“. Dieser Glaube ist seinerseits über ganz Europa verbreitet.