...Also möchte ich nicht viel über etwas schreiben, hier meine ich das Markusevangelium. Ich wünsche nur, dass Menschen den Text selber lesen. Darin finden sich Worte, die kein Theologe in seinen tausenden Büchern so zu sagen vermag. Die Worte vermögen einen Menschen in eine Beziehung zu Gott zu ziehen, indem er anfängt, mit ihm zu reden und ihn zu fragen, ob er es nicht irgendwie zustande bringen könnte, dass Jesus Christus lebendig in seinem Leben auftaucht. So taucht man vom Phänomen ins Wesen ein, kommt von der Form zum Inhalt, von Haut und Fleisch zur Seele, vom Trümmerhaufen neutestamentlicher Wissenschaft zur lebendigen Beziehung zum Schöpfer der Welt, vom leeren mentalen Spiel zur Erfahrung einer Gemeinschaft mit Gott, die alles in Raum, Zeit und Welt in einer Weise schon jetzt zu überschreiten vermag, dass es keine passenderen Worte gibt als die der Evangelien und vielleicht der Briefe im Neuen Testament; anderes wird unaussprechlich bleiben. Markus ist von den vier Evangelien im Neuen Testament das kürzeste und vielleicht früheste. Fast jeder Satz fängt mit „und“ an. Über vierzig Mal benutzt er ein Lieblingswort: εὐθὺς (sofort), einmal εὐθέως (sogleich). Damit ist der Text gleichsam wie ein Galopp auf einem wilden Pferd – alles geht schnell und fix, da gibt es kaum Ausschmückungen, das machen später die anderen Evangelien. Die Geschichte im Markusevangelium verläuft ohne Schnörkel, gerade und dramatisch. Hinter den einzelnen Stationen kann man mehr oder weniger versteckt die Verschlagenheit der Gegner Jesu entdecken und die Mühe der Jünger, ihren Lehrer zu verstehen. Der Weg zu Verspottung, Verurteilung und Kreuzigung verläuft folgerichtig und ohne zusätzliche sentimentale Geschichtchen. Am Ende steht Jesus auf, ohne weitschweifige Schilderungen. Der Leser findet im Markusevangelium einen Text, der in einem Zug gut lesbar ist und dadurch eine schöne Quelle ist, gleichsam die Grundlage für die Gattung Evangelium zu verstehen; zudem findet er reichlich Ermutigung, mit Gott ein Gespräch und eine Beziehung einzugehen, wie die ängstlichen Jünger und Frauen an der Grabkammer, als alles verloren schien, aber auch alles... Ich habe den Text genau übersetzt, unter Beachtung von Partizipialkonstruktionen, die im Griechischen oft benutzt wurden; das klingt zwar oft gewöhnungsbedürftig, versucht aber den Fluss der Sprache des Evangeliums ein wenig nachzuvollziehen. Das Griechisch des Textes ist wirklich schön und nicht zu schwer, ein Lernender der alten Sprache wird hier eine gute Hilfe zum Übersetzen und Lernen finden. Das war meine Absicht: tieferes Textverständnis, Freude am Griechischlernen und Vertrautheit mit Jesus Christus, jenseits aller kulturellen wie auch immer gearteten „Erleuchtungen“...