Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,3, Universität Potsdam (Historisches Institut), Veranstaltung: Der erste Kreuzzug und das mittelalterliche Aschkenas, Sprache: Deutsch, Abstract: "Der Satan kam und mischte sich unter die Völker, und sie versammelten sich allesamt wie ein Mann, dem Befehle nachzukommen". Diese Schilderung des Chronisten Salomo ben Simson spielt auf Papst Urban II. an, der am 26. November des Jahres 1095 nach dem Ende der Synode von Clermont zur Befreiung des Heiligen Grabes in Jerusalem aufrief und damit (unwissentlich?) ein Fanal heraufbeschwor, dessen Ausläufer auch in Form fanatisierter Kreuzfahrer bis in das rheinische Aschkenas reichten. Europa erlebte seine ersten großen Judenverfolgungen. Die Frühlingsmonate des Jahres 1096 besiegelten das Schicksal einiger der ältesten und angesehensten Gemeinden am Rhein und endeten mit deren Untergang. Die jüdischen Bedrängten, die während der pogromartigen Gewalt zwischen "Tod oder Taufe" zu wählen hatten, entschieden sich in ihren gewichtigsten und extremsten Reaktionen für das Qiddusch haSchem, den freiwillig auf sich genommenen Tod. Obwohl nur eine Facette der Handlungen, stellte die radikale Form des Martyriums, das unabhängig von Geschlecht, Alter, Reputation oder finanzieller Stellung vollzogen wurde, eine Neuerung in der jüdischen Martyriumsgeschichte dar. Die folgende Arbeit wird sich mit diesem (neuartigen) Martyrium befassen und der Frage nachgehen, wie es möglich war, dass es 1096 im aschkenasischen Judentum zu einer solch radikalen Affirmation des Märtyrergedankens kommen konnte, dass Tausende von Juden unter der Oppression der Kreuzfahrer der Konversion den Tod vorzogen. Um diese schwierige Frage beantworten zu können, müssen verschiedene (oft sperrige) Bereiche untersucht werden. Neben der Auseinandersetzung mit der Neuartigkeit der Verfolgungen während des Ersten Kreuzzuges müssen auch die gesetzlichen Bewertungen der Martyrien untersucht und mit Bezug v.a. auf die Haggada die bedeutendsten matyrialen Vorbilder dargestellt werden, zumal letztere nicht selten direkt in den Chroniken verarbeitet wurde. Abschließend sollen noch die augenfälligsten Besonderheiten der aschkenasischen Juden (in Abgrenzung zu den sephardischen) behandelt werden.
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