Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Ukrainern und Polen, die im Laufe des Krieges ihren Höhepunkt fanden und weiter bis 1947 andauerten bezeichnet man in der Literatur für gewöhnlich als den ukrainisch-polnischen Konflikt. Jedoch gingen die Ereignisse, die sich im Jahre 1943 im mehrheitlich ukrainischen Wolhynien abspielten weit über die Bedeutung eines „Konflikts“ aus. Der antipolnische Massenmord, ausgeübt von ukrainischen Nationalisten kostete Tausende Polen und auch Ukrainer das Leben. Der Wunsch nach legitimer Herrschaft und einer unabhängigen, ethnisch reinen Ukraine führte zu einer Mordorgie, die bis heute ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen hat. Neben dem Holocaust und den direkten Opfer des Zweiten Weltkrieges, wurden aufgrund des ukrainisch-polnischen Konflikts in den Jahren 1943 und 1947 zwischen 50.000 und 100.000 Polen und Ukrainer in Wolhynien und Ostgalizien ermordet und 1,5 Millionen Menschen mussten ihre Heimatdörfer verlassen. Wolhynien, sowie das restliche östliche Gebiet des Zwischenkriegpolens erlebten zwischen 1939 und 1944 eine dreifache Besatzung und Säuberungen nach Säuberungen. Die Frage, die sich nun stellt, ist wie es zu diesem Massenmord kommen konnte? Was waren die Ursachen und Gründe, und wie konnte ein solches Verbrechen unter einer ethnisch gemischten Bevölkerung eines gleichen Gebiets passieren? Die Auseinandersetzung mit diesem Thema fing eigentlich erst nach dem Zerfall der Sowjetunion an, da die sowjetische Zensur es davor nicht erlaubte. Rossolinski-Liebe, der sich in seiner neuesten Monographie „Der polnisch-ukrainische Konflikt im Historiendiskurs“ von 2017 mit diesem Thema gründlich auseinandersetzte, erkennt das Problem der Geschichtsschreibung und die stark vorhandene Nicht-Objektivität in der Forschungsliteratur, wenn es um die antipolnische Massengewalt von 1943/44 in Wolhynien und Ostgalizien geht. Dieses Problem der Nicht-Objektivität führte zu völlig verschiedenen Interpretationen. Polnische Historiker reduzierten den Konflikt nur auf das Massaker und die ukrainischen Anschläge gegen polnische Zivilisten, während andere Aspekt des Konflikts, wie die polnischen Gegenangriffe auf ukrainische Zivilisten Ignoriert wurde. Die ukrainischen Historiker dagegen, reduzierten ihre Version der Geschichte auf die ukrainischen Opfer des polnischen Terrors.