Ob Bildung, Gesundheit oder Konsum: Über so ziemlich jeden Aspekt unserer Person und unseres Verhaltens werden inzwischen Daten gesammelt. Schritt für Schritt entsteht so eine Gesellschaft der Sternchen, Scores, Likes und Listen, in der alles und jeder ständig vermessen und bewertet wird. Das beginnt beim alljährlichen Hochschulranking, reicht über die Quantified-Self-Bewegung fitnessbegeisterter Großstädter, die über das Internet ihre Bestzeiten miteinander vergleichen, bis hin zur Beurteilung der Effizienz politischer Maßnahmen. Steffen Mau untersucht die Techniken dieser neuen Soziometrie und zeigt ihre Folgen auf. Die Bewertungssysteme der quantifizierten Gesellschaft, so sein zentraler Gedanke, bilden nicht einfach die Ungleichheiten in der Welt ab, sondern sind letztlich mitentscheidend bei der Verteilung von Lebenschancen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Oliver Nachtwey liest Steffen Maus Studie als Warnung vor einer totalen Wettbewerbsgesellschaft. Der Kritiker erfährt hier nicht nur, dass inzwischen fast alle gesellschaftlichen Bereiche von öffentlichen Institutionen über Produktion und Handel bis hin zu Emotionen von dem allgegenwärtigen sozialen Bewertungswahn erfasst sind, sondern liest auch, dass hinter der vorgeblichen Neutralität meist ökonomische Interessen stehen. Die Gefahren der Quantifizierung kann ihm der Autor mit "soziologischer Präzision" überzeugend vermitteln, wenngleich sich Nachtwey gerade im Hinblick auf die historische Entwicklung ein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht hätte. So vermisst der Kritiker etwa einen Hinweis auf den Taylorismus. Und auch wenn ihm Maus gesellschaftstheoretischen Schlussfolgerungen zu vage bleiben und er dem Autor nicht glauben mag, dass der Klassenkonflikt inzwischen "obsolet" geworden sei, kann er das Buch sowohl Fachkollegen als auch interessierten Laien empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man ist nach der Lektüre nicht nur schlauer, sondern auch gewarnt.« Oliver Nachtwey Süddeutsche Zeitung 20170725