EUROPA NEU BEGREIFEN – auf den Spuren der Muslime auf dem Balkan
Der westliche Balkan, von vielen verschrien als ungastlicher Ort, zerrissen von ethnischen Konflikten, ist bis heute die Heimat der größten indigenen muslimischen Bevölkerung Europas. Tharik Hussain begibt sich auf die Spuren des berühmten Entdeckers Evliya Çelebi aus dem 17. Jahrhundert, um sie zu erkunden. Abseits ausgetretener Pfade begegnet er den unterschiedlichsten Muslimen, besucht mystische Berghütten und betet in Moscheen, die älter sind als die Sixtinische Kapelle, berichtet von Bauwerken, deren Errichtung über Jahrhunderte fälschlich den Römern zugeschrieben wurde.
Europa hat lange Zeit die Augen vor seiner islamischen Identität verschlossen. Wo liegen die Wurzeln der europäischen Islamophobie? Wer entscheidet, was Europa ausmacht? Tharik Hussain öffnet für die Vielfalt dieses noch immer lebendigen Erbes der Muslime auf dem Balkan, ohne die von Hass und Gewalt gezeichnete Geschichte der Jugoslawienkriege zu ignorieren. Kenntnisreich und mit sensiblem Blick für die aktuellen Konfliktlinien und Chancen der Region zeichnet er das Porträt einer verborgenen muslimischen Heimat, die wir entdecken müssen, wenn wir Europa neu begreifen wollen.
Der westliche Balkan, von vielen verschrien als ungastlicher Ort, zerrissen von ethnischen Konflikten, ist bis heute die Heimat der größten indigenen muslimischen Bevölkerung Europas. Tharik Hussain begibt sich auf die Spuren des berühmten Entdeckers Evliya Çelebi aus dem 17. Jahrhundert, um sie zu erkunden. Abseits ausgetretener Pfade begegnet er den unterschiedlichsten Muslimen, besucht mystische Berghütten und betet in Moscheen, die älter sind als die Sixtinische Kapelle, berichtet von Bauwerken, deren Errichtung über Jahrhunderte fälschlich den Römern zugeschrieben wurde.
Europa hat lange Zeit die Augen vor seiner islamischen Identität verschlossen. Wo liegen die Wurzeln der europäischen Islamophobie? Wer entscheidet, was Europa ausmacht? Tharik Hussain öffnet für die Vielfalt dieses noch immer lebendigen Erbes der Muslime auf dem Balkan, ohne die von Hass und Gewalt gezeichnete Geschichte der Jugoslawienkriege zu ignorieren. Kenntnisreich und mit sensiblem Blick für die aktuellen Konfliktlinien und Chancen der Region zeichnet er das Porträt einer verborgenen muslimischen Heimat, die wir entdecken müssen, wenn wir Europa neu begreifen wollen.
»Es gibt nicht viele Bücher über Islam und Muslime in Europa, die beim lesen eine verändernde Wirkung haben [...] Tharik Hussain ist [...] ein solches Buch gelungen.« Sulaiman Wilms Islamische Zeitung 20230307
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2023Wegfahren, um anzukommen
Er habe sich in England, schreibt Tharik Hussain, nie wirklich verwurzeln können. Zu groß waren der Rassismus, wie er ihn von klein auf wahrnahm, und das Gefühl, dort als ursprünglich aus Bangladesh stammender Moslem für immer ein Fremder zu bleiben. Eine Ferienwoche in Bulgarien, wo er beobachtet, wie stark die Gesellschaft vom Islam durchdrungen ist, bringt ihn auf eine Idee: Gemeinsam mit Frau und Töchtern bricht er zu einer Tour durch die Balkan-Länder auf. Dabei folgt er den Spuren des Schriftstellers Evliya Çelebi, der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das Osmanische Reich beschrieb. Die Moscheen von Sarajevo, dem Jerusalem Europas, die Brücke von Mostar, Meisterwerk eines Architekten aus Istanbul, die Grabmäler von Sufis und Sultanen oder die Gespräche mit den Menschen: Tharik Hussains hintersinnige und kluge Impressionen verzahnen die Vergangenheit mit der Gegenwart und spiegeln erhellend, wie stark der Islam die Kultur- und Geistesgeschichte, aber auch Identität Europas geprägt hat. Für den Autor wird die Reise zur Selbsterfahrung: Er spürt, dass er angekommen ist, in Europa und bei sich selbst. aber
"Das Minarett in den Bergen - Porträt eines unvermuteten Europas" von Tharik Hussain. HarperCollins Verlag, Hamburg 2023. 415 Seiten, einige Fotos. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er habe sich in England, schreibt Tharik Hussain, nie wirklich verwurzeln können. Zu groß waren der Rassismus, wie er ihn von klein auf wahrnahm, und das Gefühl, dort als ursprünglich aus Bangladesh stammender Moslem für immer ein Fremder zu bleiben. Eine Ferienwoche in Bulgarien, wo er beobachtet, wie stark die Gesellschaft vom Islam durchdrungen ist, bringt ihn auf eine Idee: Gemeinsam mit Frau und Töchtern bricht er zu einer Tour durch die Balkan-Länder auf. Dabei folgt er den Spuren des Schriftstellers Evliya Çelebi, der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das Osmanische Reich beschrieb. Die Moscheen von Sarajevo, dem Jerusalem Europas, die Brücke von Mostar, Meisterwerk eines Architekten aus Istanbul, die Grabmäler von Sufis und Sultanen oder die Gespräche mit den Menschen: Tharik Hussains hintersinnige und kluge Impressionen verzahnen die Vergangenheit mit der Gegenwart und spiegeln erhellend, wie stark der Islam die Kultur- und Geistesgeschichte, aber auch Identität Europas geprägt hat. Für den Autor wird die Reise zur Selbsterfahrung: Er spürt, dass er angekommen ist, in Europa und bei sich selbst. aber
"Das Minarett in den Bergen - Porträt eines unvermuteten Europas" von Tharik Hussain. HarperCollins Verlag, Hamburg 2023. 415 Seiten, einige Fotos. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sowohl die Vor- als auch die Nachteile der Reiseliteratur identifiziert Rezensent Andreas Ernst in Tharik Hussains Buch über den Islam auf dem Balkan. Der Autor selbst ist ein in London aufgewachsener Muslim mit familiären Wurzeln in Bangladesh, lernen wir. Das Buch hat er laut Ernst geschrieben, um einen Islam mit europäischer Tradition kennen zu lernen. Hussains Reisebericht, der ihn durch Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Albanien führt, leidet ein wenig darunter, dass er als Außenseiter in diese Gebiete kommt und überall kurz verweilt, meint der Rezensent. So komme es gelegentlich zu Missverständnissen, etwa wenn der Autor Gastfreundschaft einer islamischen Tradition zurechne, obwohl sie in der Gegend religionsunabhängig verbreitet sei. Auch die Konflikte zwischen verschiedenen Glaubensgruppen innerhalb des Islams, sowie den allgemeine Bedeutungsverlust von Religion in der Region bekommt das Buch nicht immer hinreichend zu fassen, findet Ernst. Dass es einen einheitlichen Islam nicht gibt, und zwar auch nicht auf dem Balkan, hält der Rezensent dennoch für eine wichtige Erkenntnis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Sowohl die Vor- als auch die Nachteile der Reiseliteratur identifiziert Rezensent Andreas Ernst in Tharik Hussains Buch über den Islam auf dem Balkan. Der Autor selbst ist ein in London aufgewachsener Muslim mit familiären Wurzeln in Bangladesh, lernen wir. Das Buch hat er laut Ernst geschrieben, um einen Islam mit europäischer Tradition kennen zu lernen. Hussains Reisebericht, der ihn durch Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Albanien führt, leidet ein wenig darunter, dass er als Außenseiter in diese Gebiete kommt und überall kurz verweilt, meint der Rezensent. So komme es gelegentlich zu Missverständnissen, etwa wenn der Autor Gastfreundschaft einer islamischen Tradition zurechne, obwohl sie in der Gegend religionsunabhängig verbreitet sei. Auch die Konflikte zwischen verschiedenen Glaubensgruppen innerhalb des Islams, sowie den allgemeine Bedeutungsverlust von Religion in der Region bekommt das Buch nicht immer hinreichend zu fassen, findet Ernst. Dass es einen einheitlichen Islam nicht gibt, und zwar auch nicht auf dem Balkan, hält der Rezensent dennoch für eine wichtige Erkenntnis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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