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Tobias Knopp unterzieht sich einer Operation, die tragischerweise missglückt. Der zur Rechenschaft gezogene Chirurg streitet alles ab und belastet seinerseits den Patienten, bloß zu simulieren. In seinem neuen Buch spielt Ernst Augustin den anschließenden Gerichtsprozess mit der ihm eigenen Komik und Kunstfertigkeit durch. Es ist das Protokoll der Verteidigung eines monströsen Bluttäters, der aus Gründen verletzten Ehrgefühls auf das Schrecklichste überreagiert. Die Verteidigungsschrift. Die allerdings in einigermaßen verbohrter Gerechtsamkeit sich selbst im Wege steht und für den Fall wenig…mehr

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Produktbeschreibung
Tobias Knopp unterzieht sich einer Operation, die tragischerweise missglückt. Der zur Rechenschaft gezogene Chirurg streitet alles ab und belastet seinerseits den Patienten, bloß zu simulieren. In seinem neuen Buch spielt Ernst Augustin den anschließenden Gerichtsprozess mit der ihm eigenen Komik und Kunstfertigkeit durch. Es ist das Protokoll der Verteidigung eines monströsen Bluttäters, der aus Gründen verletzten Ehrgefühls auf das Schrecklichste überreagiert. Die Verteidigungsschrift. Die allerdings in einigermaßen verbohrter Gerechtsamkeit sich selbst im Wege steht und für den Fall wenig förderlich ist. Hier scheint ein Verteidiger seine eigene Verteidigung zu verteidigen. Er vollbringt das Kunststück, das vermeintliche Monster überhaupt erst zum "Monster" zu machen. Es ist eine Idylle, eine Gerichtsprozessidylle.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Ernst Augustin, geboren 1927, war in seinem Beruf als Arzt und Psychiater an damals entlegensten, exotischen Orten tätig, unter anderem in Kandahar, Afghanistan, das sich in biblischem Zustand befand. Heute lebt und schreibt er in noch verbliebenen Innenwelten. In München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Ein Buch
als Axt
Wie Ernst Augustin einen
Entehrten zurückschlagen lässt
Natürlich ist das eine tragische Geschichte: Da geht einer mit dem Allerweltsnamen Tobias Knopp und einem Schmerz im Kopp zum Neurologen (ein Scharlatan und Hochstapler schon der), und dann wird ihm ein Tumor im Hirn bescheinigt, der sich zwar als relativ harmlos erweist, aber nicht als folgenlos. Denn leider kommt Knopp unters Messer einer Koryphäe, die, munitioniert mit etlichen universitären Titeln, tatsächlich gottgleich durch die Klinikflure schwebt, über alles Menschliche und jeden Zweifel erhaben. Der, Chefarzt Professor Dr. Dr. Simmering, versaut die Operation, trennt des Patienten Sehnerv durch, so dass Knopp erblindet – was ihm zunächst keiner glauben mag. Als Simulant wird er gar denunziert.
  Als der Chirurg sich schließlich entschuldigt, ist es für Knopp und seinen Gerechtigkeitssinn zu spät: Wie seinerzeit Kleists Kohlhaas, der seine runtergerockten Pferde auch nicht mehr zurückhaben wollte, rennt er im Zorn und mit einer Axt zum Blender Simmering und haut ihn, so gut das ohne Augenlicht geht, entzwei. Als „Monster von Neuhausen“ steht er schließlich vor Gericht, und der große, mittlerweile 87-jährige Ernst Augustin hat im Gewand eines Anwalts ein Plädoyer verfasst, das die Ehre des Tobias Knopp wiederherstellen soll.
  Sein Verteidiger erklärt das so: „Jeder Baum erzählt uns, was das ist, Ehre! Schaut nur hin! Es ist das Stehen, das einfache Stehen, Stehen in Würde (. . .). Es ist die Form, das Anstreben einer sinnlosen Form, die den ganzen Sinn ausmacht. Die, wenn sie erreicht ist, nennt man Ehre. (. . .) Und in solchem Sinn blicke man auf solch arme getrimmte Geschöpfe, Rosenfrüchtler etwa oder Kameliendamen, die man gezwungen hat, eine Jugendstilform anzunehmen. Ihnen hat man nicht nur die Zweige, sondern auch die Ehre abgeschnitten.“ Man sieht, Knopps Anwalt ist mit allen rhetorischen Wassern gewaschen und schreckt nicht einmal vor Ausflügen in die Botanik zurück.
  Es ist ein schmales, bitter-heiteres Buch und ein langer, fast konziser Monolog, der spitzfindig die traurigen Gegebenheiten hin- und herwendet. Richtern und Schöffen sollen die Hinter- und Beweggründe des Totschlags offenbar werden, während das von der Presse aufgewiegelte Publikum im Gerichtssaal den Täter am liebsten ohne Prozess verurteilt sähe. „Das Monster von Neuhausen“, als Protokoll ausgegeben, ist ein kleines, bescheidenes Meisterstück, eine Abrechnung weniger mit der Arroganz der Mediziner, die ihre Kunstfehler gut zu vertuschen wissen, als vielmehr mit dem Schicksal selbst.
  Ungerechtigkeit lässt sich im Leben schwer ertragen, in der Literatur kann man das Unerträgliche zumindest zurechtrücken: wie Augustin das tut, in einer Sprache, mit der er dem Tragischen immer noch genug Komik abgewinnt, ist virtuos. Ganz konzentriert wirkt diese Rollenprosa. Die Assoziationslust Augustins, die in seinem Werk die wildesten Verwicklungen, Wendungen und Sprachbilder hervorgezaubert hat, scheint hier gebändigt und in einer Suada aufs Wesentliche verdichtet zu sein. Nicht ganz verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Autor Augustin nach einer missglückten Operation selbst erblindet ist, zurückgezogen in München lebt und seine Fantasien nicht mehr ohne Hilfe aufschreiben kann. „Das Monster von Neuhausen“ ist weniger Verteidigungsschrift als Anklageerhebung – das Buch als Axt. Gegen die wortlose Willkür des Lebens hilft eben nur ein kurzer, sprachgewitzter Prozess.
ULRICH RÜDENAUER
      
Ernst Augustin: Das Monster von Neuhausen. Ein Protokoll. Verlag C.H. Beck, München 2015. 117 Seiten, 16,95 Euro.
Ein bitter-heiteres Buch
und bescheidenes Meisterstück
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"Bravourstück ebenso haarsträubender wie komischer Erzählkunst."
Brigitta Rambeck, Literatur in Bayern, März 2015

"Nostalgie-Schreibware vom Feinsten, klanglich und philosophisch vollendete Prosa."
Oliver Jungen, Literaturen, Frühjahr 2015

"Ein großartiger Magier des Grotesken - und zugleich grotesk unterschätzt."
Alexander Kluy, Buchkultur, März 2015

"Ein schmales, bitter-heiteres Buch."
Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung, 10. März 2015

"Unterhaltsam, farbig und pointiert."
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung, 22. März 2015

"Begnadeter und fantasievoller Fabulierer."
Michael Schleicher, Münchner Merkur, 17. März 2015