Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Deutsches Institut), Veranstaltung: Frühneuhochdeutsch, Sprache: Deutsch, Abstract: "Das morphematische Prinzip dient der graphischen Kennzeichnung der Identität eines Morphems ungeachtet phonologischer Abwandlungen durch Flexion und Wortbildung. Die graphische Konstanz oder graphische Ähnlichkeit (Umlautzeichen) dient der leichteren Sinnerfassung konstanter semantischer Einheiten beim Lesen". Diese Definition des morphematischen Prinzips formuliert klar, was unter selbigem zu verstehen ist. Die Hauptaufgabe des morphematischen Prinzips ist folglich die morphemidentifizierende Funktion dieses Prinzips. Dies stellt eine immense Erleichterung für die Schreiberinnen und Schreiber dar, weil somit die korrekte Schreibung eines Wortes nicht aus der "Lautung zu ermitteln ist", sondern im "Allgemeinen auf bereits gespeicherte [...], graphische Erinnerungsbilder" zurückgreift. Neben der morphemidentifizierenden Funktion kann auch eine morphemdifferenzierende Funktion festgestellt werden, mit der die Unterscheidung eines Morphems von homophonen Morphemen vollzogen wird. Beispiele für Homophonie sind Lerche - Lärche, Lied - Lid, Wahl - Wal und Miene - Mine. Diese graphischen Unterscheidungen entstanden entweder durch "Bewahrung historischer Schreibungen oder durch Festlegungen früherer Grammatiker", insbesondere im 18. Jahrhundert. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die morphemdifferenzierende Funktion in dieser Arbeit eher sekundär betrachtet wird, vielmehr soll die morphemidentifizierende Funktion im Vordergrund der Untersuchung stehen. Im Folgenden soll nun untersucht werden, wie sich das morphematische Prinzip seit dem 16. Jahrhundert entwickelt hat. Es wird dabei insbesondere auf die morphematisch motivierte Schreibung der Umlaute a und au, auf die graphische Vernachlässigung der Auslautverhärtung sowie die Schreibung von doppelten Konsonantenbuchstaben in Silbenrandpositionen eingegangen. Ferner soll beleuchtet werden, inwiefern die Grammatiker des 16., 17. und 18. Jahrhunderts diese Entwicklungen unterstützten oder sogar behinderten.
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