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Das Museumsufer in Frankfurt ist einer der bedeutendsten Standorte für Museen in Europa. Das Buch, die erste umfassende Publikation zum Museumsquartier, stellt sämtliche Bauten in ihrer besonderen architektonischen Qualität vor. Der Autor - als langjähriger Akteur im Frankfurter Baugeschehen ein intimer Kenner des Sujets - hat dafür über die Jahre hinweg Interviews mit sämtlichen Architekten geführt.

Produktbeschreibung
Das Museumsufer in Frankfurt ist einer der bedeutendsten Standorte für Museen in Europa. Das Buch, die erste umfassende Publikation zum Museumsquartier, stellt sämtliche Bauten in ihrer besonderen architektonischen Qualität vor. Der Autor - als langjähriger Akteur im Frankfurter Baugeschehen ein intimer Kenner des Sujets - hat dafür über die Jahre hinweg Interviews mit sämtlichen Architekten geführt.


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Autorenporträt
Roland Burgard, Prof. em. Universität für Angewandte Kunst Wien

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2020

Ein Segen für die Stadtentwicklung

Wie wurde das Museumsufer, was es ist? Roland Burgard, der frühere Leiter des Hochbauamts, hat ein kundiges Buch darüber geschrieben.

Von Rainer Schulze

Was für ein Kontrast. Als sich vor einigen Wochen die Finissage der Van-Gogh-Ausstellung im Städel näherte, zog sich die Warteschlange tagelang aus dem Vorgarten des Kunstmuseums bis auf den Bürgersteig des Schaumainkais, einmal um die Ecke herum und weiter in die Holbeinstraße hinein. Wer heute in Sachsenhausen spazieren geht, steht am Museumsufer vor verschlossenen Türen - die Museen sind gähnend leer. In der Corona-Krise hat die Stadt auch alle Ausstellungshäuser geschlossen.

In normalen Zeiten wirkt das Museumsufer auf Einheimische wie Touristen dagegen wie ein Magnet. Nicht nur das Städel feiert immer wieder Besucherrekorde. Auch die Direktoren des Architektur- und Filmmuseums können nicht klagen. Das Museum für Angewandte Kunst überrascht zuverlässig mit interessanten Ausstellungen, das Museum für Kommunikation ist besonders bei jungen Besuchern und Familien beliebt. Nur das Weltkulturenmuseum dämmert weiterhin im Dornröschenschlaf dahin.

Die Bedeutung des Museumsufers für den Imagewandel Frankfurts ist kaum zu überschätzen. Die schmutzige, enge, autogerechte Stadt, das Bankfurt-Krankfurt der sechziger, siebziger und achtziger Jahre wurde durch die Ufer-Idee zu einer Kulturmetropole ersten Ranges. Wie es dazu kam und wohin das führt, hat einer der Akteure dieses Wandels nun in einem äußerst lesenswerten Buch aufgeschrieben. Roland Burgard war von 1977 an Mitarbeiter des Hochbauamts und von 1990 bis 1998 dessen Leiter. In diesen Funktionen war er bei der Gestaltung des Museumsufers mittendrin: Burgard hat mehrere Museumsbauten begleitet und sich um das große Kultur- und Stadtentwicklungsprojekt verdient gemacht. Er stand dabei in zweiter Reihe. Seine Heroen, die er in dem 175 Seiten starken Buch ausdrücklich würdigt, bilden ein Dreigestirn, bestehend aus Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, Oberbürgermeister Walter Wallmann und Baudezernent Hans-Erhard Haverkampf. Besonders Letzterer, ein großer Stratege, erntet viel Lob.

Burgard schlägt einen Bogen von den ersten Provisorien - das Bundespostmuseum, das im Krieg zerstörte Museum für Völkerkunde und das ebenfalls ausgebombte Museum für Kunsthandwerk waren notdürftig in kaum umgebauten Gründerzeitvillen untergebracht worden - über die spektakulären Neu- und Umbauten der Ausstellungshäuser in den achtziger und neunziger Jahren bis zum Neubau des Historischen Museums und der Erweiterung des Jüdischen Museums in der Gegenwart. Der Autor verwendet den Begriff Museumsufer nicht in einem strengen, wassergebundenen Sinne, sondern erweitert ihn um alle städtischen Ausstellungshäuser, die eine Sichtbeziehung zum Fluss haben oder fußläufig vom Main zu erreichen sind. So kommt er auf mehr als ein Dutzend Museumsbauten.

Ausführlich vorgestellt werden zehn von ihnen: das Deutsche Architekturmuseum von Oswald Mathias Ungers, das Museum für Angewandte Kunst von Richard Meier, die Kunsthalle Schirn von Dietrich Bangert und seinen Kollegen, das Archäologische Museum von Josef Paul Kleihues, das Museum für Moderne Kunst von Hans Hollein, das Museum für Kommunikation von Günter Behnisch, die Erweiterung des Liebieghauses von Scheffler & Warschauer, die beiden Erweiterungen des Städel von Gustav Peichl und Schneider + Schumacher und das Museumsrestaurant von Jourdan & Müller, das neue Historische Museum von Lederer Ragnarsdottir Oei sowie die Erweiterung des Jüdischen Museums von Volker Staab. Weitere Häuser und Dependancen werden im Kurzabriss steckbriefartig beschrieben.

Burgard hat eine für einen Architekten seltene Begabung: Er kann gut schreiben. Die Texte sind nicht nur sehr lesbar, sie sind prägnant formuliert. In einem ersten Kapitel gibt der Autor einen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Museumsufers und schöpft dabei aus der intimen Kenntnis des Zeitgenossen. Interessant ist beispielsweise, wie es der Gründungsdirektor des Architekturmuseums, Heinrich Klotz, verstand, die Politik um den Finger zu wickeln. Oder wie der von Richard Meier entworfene Bau des Museums für Angewandte Kunst, eine Ikone des Museumsufers, fast noch an der Intervention des Büros Speerplan gescheitert wäre. Auch der Konflikt zwischen dem Künstlerarchitekten Hans Hollein und dem Direktor des Museums für Moderne Kunst Jean-Christophe Ammann, deren Gesprächsatmosphäre Burgard als "frostig" beschreibt, ist etwas für Feinschmecker der psychologischen Kriegsführung.

In einem zweiten Teil stellt Burgard die einzelnen Häuser ausführlicher vor, in Wort und Bild. Er ist tief in die Archive eingetaucht und hat echte Schätze - alte Pläne und Skizzen - zutage gefördert. Außerdem kommen die Architekten selbst zu Wort. Burgard hat mit sämtlichen Baukünstlern gesprochen, oder - wo dies nicht mehr ging - mit deren Nachfolgern im Büro. Einige Interviews, etwa mit den inzwischen gestorbenen Gustav Peichl und Hans Hollein, hat er früher geführt und für die Publikation wiederverwendet. Andere sind neu entstanden.

Viele dieser Gespräche sind, was die Entwicklung des Museumsufers anbelangt, allerdings wenig aufschlussreich. Denn Burgard schweift häufig ab. Er erliegt der Versuchung des "name dropping" und fragt seine Gesprächspartner alles Mögliche, aber nur selten zum Thema. Er ist vor allem am Werdegang der Architekten interessiert, an ihrer Arbeitsweise und künstlerischen Haltung. Wer sich aus erster Hand über die Architekturtheorie und intellektuelle Prägung der Gesprächspartner informieren will, ist hier gut aufgehoben. Wer wissen will, wie die Architekten rückblickend ihren Beitrag zum Museumsufer beurteilen, wird enttäuscht.

Es gibt aber auch Ausnahmen und die eine oder andere gute Anekdote: Bangert wettert über die Überbauung des Historischen Gartens ("blindwütiges Tun"), Kleihues wollte die Geländer des Archäologischen Museums mit irischem Ochsenfett bearbeiten lassen, Stefan Behnisch sinniert über die Beziehung seines Vaters zur Postmoderne ("Sie war für ihn das Böse in der Architektur schlechthin"), Peichl hält die Seestadt Aspern für eine Fehlplanung ("Es ist ja keine Seestadt, es ist eine Teichstadt"), Arno Lederer findet, dass sich ein Haus "gut benehmen" sollte. Und Ernst Ulrich Scheffler äußert sich skeptisch über die Zukunft des Museumsbaus: "Museen haben wir demnächst auch genug. Die Fragen, wie wir künftig wohnen wollen oder auch, wo wir unsere Kinder auf das Leben vorbereiten, scheinen mir die interessanteren zu sein."

Und wie geht es weiter? Auch dazu hat sich Burgard Gedanken gemacht. Inzwischen sei das Museumsufer eine etablierte Marke, die Besucher von weither anziehe. Doch das Weltkulturenmuseum hat immer noch keine angemessene Heimstatt. Dass er die Pläne für einen Neubau im Museumspark 1987 zurückzog, hat Hilmar Hoffmann als "einen der größten Fehler" bezeichnet, die er in Frankfurt je begangen habe. Burgard hat dessen Nachfolgerin Ina Hartwig nach ihren Plänen für das ethnologische Museum befragt. Hartwig präferiert eine Dependance in einem der entstehenden Hochhäuser. Darauf scheint es nun tatsächlich hinauszulaufen. Im Sockel des geplanten Büroturms der Helaba zwischen Wallanlage und Neuer Mainzer Straße soll für eine Ausstellungshalle ein Plätzchen freigehalten werden. Ob das dann aber noch zum Museumsufer zählt? Burgard wird gewiss ein überzeugendes Argument finden, das Museumsufer auch bis dorthin auszudehnen.

"Das Museumsufer Frankfurt. Architekten und Bauten", Roland Burgard, 176 Seiten mit 205 Abbildungen. Birkhäuser Verlag, Basel 2020, 34,95 Euro.

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