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Er war 102 Jahre alt, als ihn seine Universität in Westaustralien 2016 endgültig in den Ruhestand schicken wollte. Außergewöhnliche Biographien wie jene des Biologen David Goodall markieren die Vorhut jener, die ihren Beruf immer länger ausüben können. Jedes zweite nach 2007 geborene Kind kann in Industrienationen älter als hundert Jahre werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt in Deutschland derzeit bei 84 Jahren, vor fünfzig Jahren waren es noch vierzehn Jahre weniger. Was, so fragt die Autorin des "Nacheinander-Prinzips", sollte uns daran hindern, einen Teil dieser gewonnenen Zeitspanne in Familie und Kinder zu investieren? Sie führt anhand einzelner Schicksale vor, wie das gelingt und in welcher Weise sich bestimmte Berufssparten - Selbstständige, Beamte - dafür eignen, nach einer Auszeit wieder den Anschluss zu finden. In der Regel dauert es nicht lange, bis "frau" im Beruf wieder ankommt. Warum also nicht die Chance nutzen, im Leben aus Beruf und Familie das Beste zu machen - nicht gleichzeitig, sondern wohldosiert nacheinander? Welche Vorbehalte aufgegeben und welche Strukturen dafür geändert werden müssen, diskutiert Corino mit Wissenschaftlern, Politikern und Personalleitern. Wir erfahren, dass es so etwas wie "Returnships" gibt, um den Wiedereinstieg zu erleichtern, aber noch nicht genug von derartigen Fördermodellen. Das Buch setzt den Gleichzeitigkeitsparolen der aktuellen Familienpolitik ein Potpourri neuer Ideen entgegen. Man wünscht sich viele Eltern, die sich nach dem Zubettbringen der Kinder Zeit für die Lektüre nehmen.
mls.
Eva Corino: "Das Nacheinander-Prinzip". Vom gelassenen Umgang mit Familie und Beruf. Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 287 S., br., 16,95 [Euro].
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