Im Zentrum der Werke Stefan Zweigs und Franz Werfels stehen vielfach jene Katastrophen, die in den Schrecken der beiden Weltkriege kulminierten. Um ihre eigene Zeit zu deuten, richteten die beiden österreichisch-jüdischen Schriftsteller den Blick auf den Propheten Jeremia, der einst den Untergang der Stadt Jerusalem und die Zerstörung des Tempels verkündete. Neben einer historischen Kontextualisierung zeichnet Lukas Pallitsch das Nachleben des Propheten Jeremia in den Dichtungen von Zweig und Werfel nach und verdeutlicht, wie dessen unheimliche und tragische Züge auf verschiedenen Diskursfeldern wirksam werden - in der Poetik der Prophetentexte ebenso wie im Bereich von Zeit, Offenbarung und Buchfassungen. Dabei zeigt sich, dass sowohl Zweig mit seinem Jeremias-Drama als auch Werfel mit seinem Roman Höret die Stimme eine spezifisch jüdisch-biblische Akzentuierung setzen, aus der sich wiederum eine neue Profilierung beider Literaten ergibt: Indem ihre Werke das Gewicht Jahrtausende alter Mahnung heben, gewinnen sie an unheimlicher Aktualität und öffnen den Blick für eine Zukunft in einer bedrängenden Zeit.
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