Essay aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Leipzig, Sprache: Deutsch, Abstract: Das vorliegende Essay analysiert das neuere Frauenbild der DDR in Günter de Bruyns "Buridans Esel" vertreten durch Fräulein Broder, der Angebeteten der Hauptfigur Karl Erp. Im Mittelpunkt des Romans steht der vierzigjährige Bibliothekar Karl Erp, Leiter der Bezirksbibliothek in Berlin, der aus ländlichem, ärmlichem Milieu stammt und sich nach einer Ausbildung zum Gärtner im Betrieb seines Vaters an der Bibliotheksschule in Berlin qualifiziert hat. Von seinem konservativen Vater hat Karl Erp preußische Werte wie Fleiß, Ordnungssinn und Pflichtbewusstsein ebenso übernommen wie seine Fähigkeit, sich an wechselnde politische Obrigkeiten anzupassen. Er wird Mitglied der FDJ, besteht das Examen an der Bibliotheksschule mit Auszeichnung und wird später, aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Faschismus und der antifaschistischen Einstellung der Kommunisten, Mitglied der SED. Erp hat in seinem bisherigen Leben alles erreicht, was wünschenswert scheint: Er hat eine Frau und zwei Kinder, Erfolg und Anerkennung in seiner Arbeit, lebt im Wohlstand mit Auto und Villa am Berliner Stadtrand, ist bei Kollegen und Genossen beliebt und geachtet. Dennoch ist ihm auf dem Weg zum Erfolg der Sinn des Lebens abhandengekommen. Die Kehrseite der glänzenden Fassade sind sexuelle Stagnation im Eheleben, die er mit harmlosen Flirts zu kompensieren versucht; Fremdheitsgefühle den eigenen Kindern gegenüber; der Verlust früherer Begeisterung und des Idealismus, als Volksbibliothekar auf dem Land revolutionäre Kulturarbeit zu leisten.
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