Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Geschichtswissenschaftler Gerd Althoff bezeichnet das Früh- und Hochmittelalter als „Neben- und Gegeneinander verschiedener Groß- und Kleingruppen, unter denen die herrschaftlich strukturierten dominieren.“ Diese Gruppen waren durch personale Verbindungen miteinander verknüpft, welche die Stärke ihres inneren Zusammenhalts begründeten, aber auch Konflikte bei sich widersprechenden Verpflichtungsverhältnissen hervorrufen konnten. Dieses politische System spiegelt sich auch in der Literatur um 1200 wider, wie etwa im Nibelungenlied, indem das Geflecht triuwe-Bindungen letztendlich die Entzündung des Konflikts und des tragischen Endes hervorruft. Daher wird im Folgenden die Bedeutung von Personenbindungen und -verbänden im Hochmittelalter - also zur Entstehungszeit des Nibelungenlieds - verdeutlicht, um die Erkenntnisse im Anschluss konkret auf die Funktion und Inszenierung solcher Bindungen im Nibelungenlied anzuwenden. Hierbei nehmen die triuwe-Konflikte eine Schlüsselfunktion ein, um Spielregeln des Handelns und sich daraus entwickelnde Konflikte besser zu verstehen. Dies soll exemplarisch anhand der Figur des „Rüdiger von Bechelaren“ stattfinden, da diese besonders stark in verschiedenste Bindungsnetze - seien es vasallische, freundschaftliche oder verwandtschaftliche - eingespannt ist, welche sich widersprechende Verpflichtungen mit sich bringen. Somit kann an diesem Beispiel die Konfliktbehaftetheit von verschiedenen politisch relevanten, personalen Bindungen, sowie deren Ausgestaltung im Nibelungenlied beleuchtet werden.