. Da, wieder das Wimmern, nun ganz deutlich! Es musste ein Kleinkind sein, welches diese Laute von sich gab. Alle Vorsicht außer Acht lassend trat Bernhard hinter dem Baum hervor und bewegte sich auf die zerstörte Kate zu. Wie zur Salzsäule erstarrt, blieb er plötzlich stehen. Das Bild, das sich ihm bot, übertraf manches, was er schon gesehen hatte. Zwischen den rauchenden Balken und Brettern lag ein Mann, über und über mit Blut beschmiert. Die Marodeure hatten ihm mit der eigenen Axt den Kopf gespalten, das Werkzeug steckte noch in der Wunde. Etwas abseits lag eine junge Frau, ihr waren die Kleider vom Leibe gerissen worden, diese lagen in Fetzen umher. Aus der Brust ragte der Stiel einer Gabel, man hatte die Ärmste, nachdem man ihr Gewalt angetan hatte, brutal abgestochen. Der Oberkörper war über und über mit Blut beschmiert. Eine unbändige Wut stieg in Bernhard auf, als er das Bild der brutalen Gewalt sah. Er hätte ohne jede innere Regung die Mordbande umgebracht, wäre er ihr hier begegnet. Unter den Kleiderfetzen der Frau bewegte sich etwas und wieder hörte Bernhard das Wimmern. Mit zwei, drei schnellen Schritten war er heran und hob die Fetzen vorsichtig an, vor ihm lag ein nackter Säugling, ein kleines Mädchen. Unbeholfen strampelte es mit den Beinchen und fuhr mit den kleinen Händchen in der Luft herum. Marodierende Banden durchstreifen in dieser Zeit des finsteren Mittelalters brandschatzend und mordend die Dörfer und Städte. Während im Kloster von Conques ein Schreiben eingeht, dass die in Conques verehrten Reliquien der heiligen Griedes eine Fälschung seien, durchwandert Bernhard das Land mit seinem Gefährten, nichts ahnend, dass Räuberbanden noch die geringste Gefahr darstellen.
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