Sich die Unmenge an Namen der Sultane, Großwesire, Wesire, Haremsdamen, die zeitweise im Hintergrund intrigiert und die Fäden gezogen haben, die Unzahl an Kriegen, die vom Osmanischen Reich losgebrochen wurden, zu merken, ist erstens kaum möglich. Schliesslich behandelt Reinhard Pohanka auf den 239
Seiten den Zeitraum vom Anfang des 6. Jahrhunderts mit der Herkunft der Türken und deren ersten…mehrSich die Unmenge an Namen der Sultane, Großwesire, Wesire, Haremsdamen, die zeitweise im Hintergrund intrigiert und die Fäden gezogen haben, die Unzahl an Kriegen, die vom Osmanischen Reich losgebrochen wurden, zu merken, ist erstens kaum möglich. Schliesslich behandelt Reinhard Pohanka auf den 239 Seiten den Zeitraum vom Anfang des 6. Jahrhunderts mit der Herkunft der Türken und deren ersten Staatswesen bis hin zu 1923 mit der Proklamation der Republik Türkei durch Mustafa Kemal Atatürk.
Zweitens ist es nicht zwangsweise notwendig, sich alle die Namen und Zeiträume einzuprägen. Es geht um einen gut lesbaren Überblick, wie riesig das Osmanische Reich einst war. Immerhin erstreckte es sich vom heutigen Libyen, Tunesien, Ägypten, Israel, Libanon, Syrien, Griechenland samt der meisten Inseln in der Ägäis, Albanien, Montenegro, Serbien, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Teiler der Ukraine, Krim usw. usw.
So wird es nicht verständlich, aber nachvollziehbar, worin das Meer der roten türkischen Flaggen bei heutzutage stattfindenden Wahlkampfveranstaltungen des neuen Sultans Recep Tayyip Erdoğan begründet sein könnte. Was für einen historischen Hintergrund das theatralische Getöse und die Uniformierung der Militärangehörigen bei Auftritten Erdogans in seinem überdimensionierten neuen Präsidentenpalast mit den mehr als 1.000 Räumen haben.
Der Autor nimmt sich aller regionalen Ausweitungen des untergegangenen Osmanischen Reiches an. Mit welchem Krieg, oft, aber nicht immer von den Türken angezettelt, welche Region diesem Reich einverleibt wurde. Er beleuchtet auch die geschichtlich begründeten Ursachen des Balkankrieges zwischen 1991 und 2001. Zitat Seite 202, es geht um die nationalistischen Bewegungen auf dem Balkan: „So konnten die Serben durchsetzen, dass das Osmanische Reich ab 1867 sämtliche Truppen aus Serbien abziehen mussten. Mit diesen verließ die Mehrzahl der Muslime das Land und siedelte sich in Bosnien an. Diese Trennung sollte zur Keimzelle des Konfliktes werden … der von 1991 bis 2001 den Balkan erfasste.“
Ein zweites, letztes Zitat: „Alle Macht im osmanischen Staat war in der Person des Sultans vereinigt, der alleine und als Einzelperson an der Spitze des Staates stand. Er herrschte uneingeschränkt und war mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Er hatte die absolute Autorität über seine Untertanen und entschied über Fragen der Staatsführung und der Politik. Sein Wort war dabei unantastbares Gesetz.“
Nein, es ist keine Schilderung der aktuellen politischen Verhältnisse in der Türkei. Unter Führung des oben genannten neuen ‚Sultans‘. Das Zitat ist auf Seite 120 zu finden und beschreibt die Verwaltung des Reiches, wie sie vom Reichsgründer Osman I bis hin zur Proklamation der Republik Türkei galt.
Wer sich Einblicke in die für Westeuropäer nur schwer nachvollziehbare Gedankenwelt beziehungsweise deren historisch begründeten Ursachen der Türken verschaffen will, ist mit diesem Buch gut beraten.