„Ich hatte früh eine Abscheu in mir. Ich hatte früh Revolution in mir. Ich war antiautoritär verwahrlost. Ich war verwöhnt. Ich war schwierig, von Anfang an.“ – diese Sätze sind für mich die Quintessenz aus Mercedes Spannagels Erstlingswerk „Das Palais muss brennen“. Ihre Protagonistin Luise,
Tochter der österreichischen Bundespräsidentin, kann man nämlich meiner Meinung nach mit Fug und Recht als…mehr„Ich hatte früh eine Abscheu in mir. Ich hatte früh Revolution in mir. Ich war antiautoritär verwahrlost. Ich war verwöhnt. Ich war schwierig, von Anfang an.“ – diese Sätze sind für mich die Quintessenz aus Mercedes Spannagels Erstlingswerk „Das Palais muss brennen“. Ihre Protagonistin Luise, Tochter der österreichischen Bundespräsidentin, kann man nämlich meiner Meinung nach mit Fug und Recht als „wohlstandsverwahrlost“ bezeichnen. Aus dem Plattenbau ins „Palais“ gezogen, sucht Lu ihren Weg und sich selbst und vor allem eine Möglichkeit, sich von ihrer Mutter und ihrer politischen Ausrichtung (sie ist Spitzenpolitikerin „einer superrechten Partei“) zu emanzipieren.
Aber statt ihren oder überhaupt einen Weg zu gehen, scheint sie sich dabei eher zu verlaufen. Ihr Jurastudium scheint sie nicht wirklich ernst zu nehmen, viel wichtiger ist für sie der Kampf gegen ihre Mutter und deren Vorstellungen und gegen alle möglichen Konventionen. Der Mutter-Tochter-Konflikt beherrscht das Buch von der ersten Seite an. Für Luise ist es ein Kampf „Gut gegen Böse“. Allerdings kämpft sie eher weniger. Sie verbringt ihre Tage hauptsächlich mit Kiffen, Feiern und Sex mit wechselnden Partnern, was noch nicht einmal eine Form passiver Revolution ist, sondern pubertär-unreifes Verhalten einer verzogenen Göre, die mir mit jeder Seite mehr auf die Nerven ging.
Die „rebellische Brut“ habe ich in dem Buch vergeblich gesucht, Luises Rebellion beschränkt sich überwiegend darauf, Konventionen zu brechen, sich dabei aber trotzdem von der verachteten Mutter aushalten zu lassen und Pläne für die Rebellion zu schmieden. Aber Leben ist das, was passiert, während man eifrig dabei ist, andere Pläne zu machen, das wusste schon John Lennon. Aber Lu belässt es meistens bei den Plänen und bei allem, was sie tut, scheint das Wichtigste zu sein, dass es ihre Mutter ärgert.
Sympathisch war mir in der Erzählung außer den Windhunden der Frau Bundespräsidentin niemand und auch sprachlich fand ich das Buch eher anstrengend als frisch und bis auf wenige spritzige Dialoge auch nicht wirklich witzig. Alles in allem fehlt mir in dem Buch auch eine wirkliche Handlung, alles plätschert irgendwie vor sich hin, dazwischen wird gekifft und miteinander geschlafen und dann ist das Buch zu Ende und ich musste überlegen, worum es überhaupt ging. Das Buch ist kein wirklicher Coming-of-Age-Roman, kein Familienroman, kein Psychogramm und keine Novelle. Irgendwie scheint die Autorin in einem Genre genauso wenig Fuß fassen zu können, wie ihre Protagonistin in ihrem Leben.
Alles in allem fand ich das Buch eher enttäuschend, denn nur an ein paar Stellen blitzt wirklich Rebellion durch, rückt der Mutter-Tochter-Konflikt oder auch der (innerfamiliäre) Zwist zwischen politisch Rechten und Linken und das Problem rechter Strömungen in den Regierungen in den Vordergrund. Vielleicht bin ich inzwischen auch zu alt für diese Art der Lektüre, allerdings dachte ich, da ich selbst aus einer ähnlich schwierigen Mutter-Kind-Beziehung stamme, könnte ich aus dem Buch etwas mitnehmen. Aber da lag ich falsch. Daher vergebe ich für die wenigen guten Passagen, in denen das Buch das erfüllt, was der Klappentext verspricht, 2 Sterne.