Überwachen und Strafen Im Panoptikum, Jeremy Benthams idealem Gefängnis- und Erziehungsbau, werden die Delinquenten permanenter Überwachung durch einen Aufseher unterzogen, der im Mittelpunkt eines kreisförmigen Gebäudes sitzt. Aber zu welchem Zweck? Michel Foucault interpretierte in seinem Werk Überwachen und Strafen (1975) Benthams Bau als Prototyp für die latente Perversion bürgerlicher Aufklärung, die Schizophrenie eines Liberalismus, der stets das Gute will und stets das Böse schafft. Aber stimmt das wirklich? Die erste deutsche Übersetzung von Panoptikum offenbart die Aktualität von Benthams Gedankenwelt. Als Begründer des Utilitarismus und Anhänger des Wirtschaftsliberalismus war er davon überzeugt, dass der Kapitalismus der wahre Schlüssel zum Glück des Menschen ist - und nichts anderes als den Weg zum Glück wollte er mit dem Panoptikum jedem Menschen ebnen. Ebook-Version ohne Interview mit Michel Foucault.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Das Buch liest Urs Hafner vor allem gegen den Strich mit Gewinn. Indem er nämlich Jeremy Bentham als den im Grunde zynischen und den Pöbel verachtenden Utilitaristen erkennt, der er war. Den Versuch die deutsche Erstausgabe von Benthams "Panoptikum" mit ein bisschen Foucault zur reformatorischen Großtat zu stilisieren und den Autor zu rehabilitieren, schlägt laut Hafner fehl. Die dem Rezensenten aufgehende Parallele zum "aktivierenden Sozialstaat" trägt auch dazu bei.
© Perlentaucher Medien GmbH
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