Akademische Arbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, , Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Novelle "Aus dem Tagebuch eines Refraktärs" von Gustav Sack (1885-1916) wird ein von der Germanistik fast unbeachtetes Meisterwerk aus den ersten Wochen des Ersten Weltkriegs interpretiert. Der Nachruhm des bald darauf, 1916, gefallenen Autors währte nur kurz. Die Interpretation setzt an der immer noch klärungsbedürftigen Einordnungsfrage der literarischen Texte zum Ersten Weltkrieg an und findet in der Novelle Belege für die Notwendigkeit einer differenzierteren Einordnung der Schriftsteller als die in Pazifisten und "Bellizisten". Die Frage nach der Selbstbestimmung ist das Hauptthema der Novelle. Der Autor verknüpft dazu geschickt autobiographische Elemente mit staatsphilosophischen Grundsatzfragen und einer vom realen Kriegsgeschehen noch ungetrübten Phantasie. Die Novelle enthält etliche Vorahnungen, die sich als korrekt erweisen sollten. Der Begriff "Refraktär" kommt aus dem Französischen, bedeutet ursprünglich "unheilbar", wird aber meist für die Schicht der sozial Geächteten verwendet. Bei Sack wird der Begriff immer in einem Atemzug mit dem Deserteur genannt. Gemeint ist neben der Flucht vor dem Krieg aber auch eine Flucht in eine – freilich nie thematisierte - Krankheit: eine Art intellektuelle Unheilbarkeit und die Widerborstigkeit des Erzählers.