Maria Brecht, eine deutsche Urlauberin, begegnet in den Bergen Kretas einem mysteriösen Fremden. Sie sieht Blutspuren und entkommt knapp einem Mordanschlag. Ein Schnellboot aus Libyen schmuggelt nachts einen Koffer an die Südküste - sein Inhalt gefährlich genug, um jeden Zeugen zu töten. Athen versinkt in Müll, Kriminalität und Hoffnungslosigkeit. Eine Handvoll verschworener Männer beschließt, ihr Vaterland zu retten, bevor es zu spät ist. Das "Perseus-Protokoll" - ein präzise recherchierter, nachtschwarzer Thriller um Macht, Verrat und sehr viel Geld.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2012Literatur Es gibt tatsächlich Kriminalromane, die in Griechenland spielen und nicht von Petros Markaris stammen, was zunächst mal eine gute Nachricht ist. Kai Hensel, 46, Drehbuch- und Theaterautor, schickt eine junge Frau vorm Besuch der Diplomatenschule noch schnell in einen Kreta-Urlaub und lässt sie bei einer Radtour zufällig in eine ganz finstere Intrige geraten. Sie muss nach Athen fliehen, wo die Müllabfuhr streikt, die Akropolis besetzt ist und ein Land unterm Druck der EU dem Ausnahmezustand entgegentreibt. "Das Perseus-Protokoll (Frankfurter Verlagsanstalt, 19,90 Euro) erinnert nicht bloß an den Heroen, der das Gorgonenhaupt abschlug, sondern ist auch eine Anspielung auf den "Prometheus-Plan", mit dem die griechischen Obristen sich 1967 an die Macht putschten, indem sie das zur Destabilisierung kommunistischer Regime entwickelte Modell für ihre Zwecke adaptierten. Dieses Szenario hat seinen morbiden Reiz, wenngleich es bei der Ausführung nicht unbedingt eines libanesischen Berufskillers bedurft und dieser auch kein persönliches Rachemotiv gebraucht hätte. Der Roman ist jedoch ein gut recherchiertes Gedankenspiel, ein Flirt mit dem Desaster, der allerdings mit der Zeit ein wenig darunter leidet, dass die Charaktere ziemlich blass und funktional bleiben.
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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