Privatsphäre und bürgerliche Rechtsansprüche unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur. Das Gericht ist die Bühne der Offenlegung und Vermessung von Privatheit. Nirgends treffen Privatangelegenheiten und öffentliche Gewalt so unmittelbar aufeinander wie dort. Das galt insbesondere für das "Dritte Reich": Die Realität der "Volksgemeinschaft" wurde vor Gericht verhandelt. Juristische Ermittlungen und Entscheidungen konnten Privaträume einschränken, zerstören - oder gewähren. Annemone Christians untersucht erstmals, wie das NS-Rechtssystem mit Privatheit und Selbstbestimmung umging. Wie sah der juristische Entscheidungsprozess aus, wenn "Eigennutz" auf "Gemeinnutz" traf? In den Verfahren an Amts- und Landgerichten über Ehescheidungen, Mietstreitigkeiten, Eigentumszwiste und Pfändungen loteten Richter, Anwälte und Rechtsuchende täglich aus, welches Eigeninteresse Recht bekam und wie viel Autonomie im "totalen Staat" möglich war. Im Zivilrecht gestand das Regime den "Volksgenossen" durchaus private Rückzugsräume zu, doch im (Sonder-)Strafrecht verschob es die Grenzen zwischen einer privaten und einer öffentlichen Sphäre radikal.
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»Der Autorin ist ein eindrucksvolles Werk gelungen, das rechtshistorisch wertvoll (ist) und gesellschaftshistorisch einer Frage nachspürt, die bisher nicht Gegenstand der Forschung gewesen ist.« (Ignacio Czeguhn, Historische Zeitschrift Bd. 131) »Die Studie überzeugt durch die umfangreiche Archivarbeit, die die Argumentation fundiert und leitet, ebenso wie durch die ausgesprochene Kürze und pointierte Darstellung.« (Lena Haase, sehepunkte, Ausgabe 24, 2024)