Die beiden Autoren Harald Meller und Kai Michel sind mir schon seit ihrem gemeinsamen Werk „Griff nach den Sternen“, einem Buch über die Entdeckung und mögliche Geschichte/Bedeutung der Himmelsscheibe von Nebra, das ich mit großem Interesse gelesen habe, bekannt.
Daher war es ein Leichtes für mich
zu „Das Rätsel der Schamanin“ zu greifen. Überrascht hat es mich dennoch. Und zwar äußerst…mehrDie beiden Autoren Harald Meller und Kai Michel sind mir schon seit ihrem gemeinsamen Werk „Griff nach den Sternen“, einem Buch über die Entdeckung und mögliche Geschichte/Bedeutung der Himmelsscheibe von Nebra, das ich mit großem Interesse gelesen habe, bekannt.
Daher war es ein Leichtes für mich zu „Das Rätsel der Schamanin“ zu greifen. Überrascht hat es mich dennoch. Und zwar äußerst positiv.
Als Cold Case aus der Vorgeschichte angekündigt, im investigativen Stil verfasst, deckt es einerseits den Fall Schamanin von Bad Dürrenberg minutiös auf, bis zuletzt ein möglicher Plot entsteht; gleichzeitig ist es eine wissenschaftliche Abhandlung, die sich um zentrale Begriffe, wie Schamanismus und animistisches Denken/Wahrnehmen bewegt.
Dabei wird viel von der Geschichte dieser Begriffe und der mit ihnen hantierenden Personen erzählt.
Einige besprochene Autoren und Werke sind mir aus meiner früheren Beschäftigung mit derartiger Esoterik bekannt. Hier zeigen Harald Meller und Kai Michel ein profundes Wissen der jeweiligen Szenen, Überzeugungen, Anschauungen. Für mich ist es beeindruckend. Gerade das macht das Buch spannend. Nicht zuletzt wegen einer Kritik an den Vorstellungen der im Buch erwähnten Personen. Und das ohne überheblich mit dem wissenschaftlichen erhobenen Finger darauf hin zu deuten. Vielmehr verhalten und subtil decken die beiden Autoren die Fehler in den Annahmen zu dem Begriff Schamanismus auf. Sie führen eine andere wohl eher zutreffende Bezeichnung an, besagte Schamanin von Bad Dürrenberg sei eine „spirituelle Expertin“ gewesen. Ich will nicht zu viel verraten. Man lese selbst, es lohnt sich gewiss.
Im Verlauf der Erzählung wird auch die Geschichte anderer praktizierender spiritueller Experten geschildert, die in ihrer Kultur angesehene Persönlichkeiten gewesen sind, jedoch von den Großmächten, wie dem russischen Zarenreich und auch der daraus hervorkommenden Sowjetunion rigoros zurückgedrängt, kriminalisiert, bis hin zu vernichtet wurden.
Die Wiedererweckung des Schamanismus zum Neo-Schamanismus betrachte ich spätestens seit dem Lesen dieses Buches, das einige meiner eigenen Gedanken zu diesem Thema durchaus bestätigt, letztendlich als naiv. Stattdessen sei der Schamane eine Berufung und seit dem Mesolithikum wohl auch ein Beruf.
Auch die Rückbesinnung auf die Rezeption der Schamanin von Bad Dürrenbach durch die Nationalsozialisten trifft gänzlich mein Interesse. Teile meiner Familie kamen in ihren Konzentrationslagern um. Und so ist es für mich sehr bewegend und zugleich beruhigend von den Autoren zu erfahren, dass unter den Nazis in Bezug auf die Schamanin von Bad Dürrenberg wenig Konsens herrschte und diese fehlende Konsensfähigkeit mit der Grund dafür war, weswegen ganze Manuskripte der Täuschung (über 400 Seiten lang), nicht zur Druckfassung gelangten und so weiterhin in Bezug auf die Schamanin aus dem Mesolithikum weitere Fälschungen (zu Propagandazwecken durch Himmler etwa) und Verbrechen an der Anthropologie, sowie Archäologie nicht zustande kamen. Alle anderen, die doch erfolgten, decken die beiden hier gewissenhaft auf.
So liest sich das Rätsel der Schamanin als kleines Geschichtsbuch bei dem zahlreiche Wissenschaften wie die Archäogenetik, allem voran aber die Archäologie (besagter Cold Case) und Anthropologie, wie auch Ethnologie zu Worte kommen.
Aber auch als eine Art Kriminalfall aus dem Mesolithikum. Der auch ein beruhigendes Ende findet.
Alles in allem ein durchweg interessantes, sogar begeisterndes Buch, für mich voller mich persönlich betreffender Fakten, und daher eine ganz klare Leseempfehlung.
Ich danke vielmehr den Autoren herzlich, dieses Buch geschrieben zu haben, denn es wird den Wanderern auf dem Pfad des spirituellen Wissens, und irgendwo sind wir das doch alle, ein gutes und brauchbares Licht sein. Dem einen oder anderen sogar ein Fanal.